Der rote Schein
by Gavin Darklighter
Frühling 2028
Die neue Farm
Yeremi ächzte unter der Last, die er zu tragen hatte. Sein Vater war schon immer streng gewesen und seitdem sie die Farm umbauten war es noch schlimmer. Yeremi trug einen Teil des Motorblocks, den sein Vater heute noch in die Bewässerungsanlage einbauen wollte. Auf die “neue” Farm hatten sie Jahre lang gespart. Neue Bewässerungsanlagen und Treibhäuser sollten den Ertrag um das 100fache steigern. Nun war es soweit und Yeremi konnte sich gar nicht dafür begeistern. Sein Vater trieb ihn immer weiter an.
“Los Sohn, wenn wir heute hier im Tal fertig werden, dann können wir morgen das erste Treibhaus aufstellen.! Und tu nicht so als ob du schwer zu tragen hättest. Damals hatten wir schwerer Ausrüstung zu tragen als wir ....”
Yeremi schaltete sofort auf Durchzug als sein Vater vom Tiberiumkrieg begann zu erzählen. All die Geschichten hatte er schon tausendmal gehört. Die Rekrutierungsprüfungen um in die GDI aufgenommen zu werden. Die ersten Einsätze gegen NOD Terroristen in Berlin.
Ja sein Vater selbst erwischte den Anführer der NOD-Zelle Berlin - Mitte. Alles Geschichte ... Als es dann richtig los ging und die NOD sich in Afrika festsetzte und nach Europa griff, wurde Daddy dann Commander bei der GDI. Es war ein Krieg geworden, was als Kämpfe gegen eine Sekte begonnen hatte. Yeremi hörte gerade wie sein Vater wieder um die Schlacht um den Tempel von NOD schwadronierte als er ächzend den Block in die Anlage hievte. “ .... er war groß und monumental... ich hab ihn durch ein Fernglas gesehen bevor die ersten Raketen unserer Truppen einschlugen. Ich sage dir, da ist keiner mehr raus gekommen. Zum Glück hmm ja ja... dieser Kane hat es verdient wenn du mich fragst....”. Ein Staubwolke kam aus dem Gehäuse und sein Vater hustete.
“Aber sie haben seine Leiche nie gefunden oder?” fragte Yeremi. Sein Vater lachte laut. “Natürlich nicht, ich bin mit einem Jeep vorbei gefahren, als sie gesucht haben. Die Raketen haben alles einstürzen lassen. Sie haben dann Jahre gebraucht um zum Kommandoraum vorzudringen ohne alles zum Einsturz zu bringen.”
Yeremi horchte auf, eine neue Geschichte, davon hatte er noch nie erzählt. “Sie suchen immer noch?” Die Miene seines Vaters verzog sich, während er eine Schläuche befestigte. “Nein, nicht nach Kane. Sie suchen nach Berichten, Aufzeichnungen der Sekte. Sie wollen immer noch wissen was die Schweinehunde damals alles vor hatten.” Yeremi stand auf und schnaufte: “Fertig!”
“Gut Sohn, los dann fahren wir nach Hause. Ich denke das Essen ist auch längst fertig.”
Mutter hatte tatsächlich das Essen schon auf den Tisch gestellt. Der Fernseher quäkte im Hintergrund etwas von der fortschreitenden Tiberiumverseuchung Deutschlands. Schon seit Jahren bestand die Standartnahrung aus Sojaprodukten. Yeremi hatte Glück. Seine Familie produzierte normales Gemüse. So kam bei ihnen auch wenig Soja auf den Tisch. Das hatte wirklich einige Vorteile und es ging ihnen wirklich nicht schlecht. Vaters Rente hatte ihnen diese Farm ermöglicht. Sie lebten abgelegen in einem kleinen Tal im Nirgendwo. Selbst im großen Tiberiumkrieg soll es hier absolut ruhig geblieben sein.
Die folgende Woche verging schnell und am Sonntag stand auch das letzte der Treibhäuser im Tal. So konnte Yeremi einen freien Tag genießen. Er musste noch ein Kapitel Geschichte für die Schule lernen. Ja er ging noch auf die Schule. In diesen wirren Zeiten ein Privileg, aber sein Vater hielt gute Schulbildung für sehr wichtig. Und da in dieser Gegend kein GDI-Bildungszentrum gebaut worden war, hatte das Dorf weiter unten im Tal einen Lehrer angeworben. Er war kein guter Lehrer, aber immerhin lernten so alle Kinder des Dorfes genügend um sich durch zu schlagen. Längst waren jegliche Bildungssysteme zusammengebrochen. Deutschland als Staat gab es im Grunde nur noch auf den Papier. Einzig die GDI gab den Ton an, wenn überhaupt. Zumeist kümmerte sich die GDI um die Eindämmung der Tiberiumseuche und überlies viele Regionen sich selbst. So war es auch hier. Es gab Gemeindeverwaltungen und eine Regionalverwaltung, aber dort endete es.
Nur mit diesem läppischen Kapitel als Aufgabe für den ganzen Tag, machte sie Yeremi auf in den Wald um dort seine Lieblingslichtung zu besuchen und dort Geschichte zu lernen. Dort angekommen setzte er sich ins Gras. Die Sonne schien matt am Himmel. Einige der Wolken schienen leicht grünlich zu schimmern. Aber Yeremi bemerkte dies nicht.
Yeremi begann mit dem Abschnitt: Terroristen 1995. Diesen Abschnitt konnte er im Grunde fast überspringen. Er kannte alle Details. Sein Vater hatte 1995 kurz vor dem richtigen Ausbruch des Krieges diese Terroristen gejagt. Nach einer Stunde lesen wurde es düsterer und als Yeremi aufblickte leuchtete der Himmel matt gelb. Dicke Wolken waren über den Bergen aufgezogen und wirkten zusammen mit dem gelben leuchten sehr Bedrohlich. Yeremi konnte sich darauf keinen Reim machen, hatte aber genügend Geschichten gehört, das so etwas gefährlich sein konnte. Also lief er schnell nach Hause.
Sturm
Yeremis Vater stand an der Tür und schaute besorgt zum Himmel auf. Laut fluchend schloß er dann die Tür und verriegelte sie. “Ein Ionensturm kommt auf uns zu.”
Zuerst wußte Yeremi sich darauf keinen Reim zu machen, doch dann erinnerte er sich an einen Bericht im Fernsehen. Ein Sturm der alle Elektronik beschädigt. Vor allem natürlich die Elektronik, die gerade läuft. Sein Vater hatte schon begonnen die Stromgeneratoren auszuschalten, als Yeremi seinen Gedankengang schloß. Eben in diesem Moment begannen die ersten Blitze einzuschlagen. Von einer Minute auf die andere hatte der Sturm den Himmel in ein infernales Gelb getaucht und die Blitze leuchteten unwirklich. Der Sturm dauerte nur einige Minuten, doch die Schäden waren gewaltig.
Der Wind hatte eine Baumgruppe gegenüber der Farm entwurzelt. Der gesamte Kamm des nördlichen Berges brannte. Die Blitze müssen dort mit besonderer Wucht eingeschlagen haben. Das ganze Tal war verwüstet. Im Dorf sah es noch schlimmer aus. Selbst von der Farm konnte man die Brände sehen. Offensichtlich hatten nicht alle im Dorf ihren Strom abgeschaltet. Yeremis Vater stand im Türrahmen und betrachtete das Tal kopfschüttelnd. “Was ist aus der Welt nur geworden?” fragte er in Gedanken versunken, dann schreckte er plötzlich hoch als eine Explosion das kleine Tal erhellte. Kurz flammten die Wälder in Explosionsfeuer auf um dann wieder in der Nacht zu verschwinden. Doch im Dorf blieb ein heller Feuerschein bestehen. “Los Sohn! Wir fahren runter und sehen ob wir helfen können.”
Sie sprangen in den alten Jeep. Es war ein alter ausgemusterter Wüstenjäger. An den Seiten waren die GDI-Wappen übermalt worden, aber das Farbschema war immer noch das selbe und Yeremis Vater achtete sehr darauf das es nicht verändert wurde. Im Dorf hatte man allein durch das alte GDI Fahrzeug mehr Respekt vor ihm. Viele hatten im Kampf gegen NOD ihr Leben gelassen und nur wenige kehrten so gesund zurück nachdem sie in Tiberiumfeldern Grabenkämpfe hatten ertragen müssen. Der Jeep war nur ein weiteres Symbol seiner Taten.
Mit grollendem Motor rauschten sie auf dem Feldweg durch den Wald. Sie fuhren eindeutig zu schnell für diese Nacht. Überall im Wald brannten kleine Feuer welche den Weg erhellten. Die Scheinwerfer streiften über den Waldweg hinweg und oft holperten sie über Äste und Zweige. Aber das Glück schien ihnen bei zu stehen, denn kein Baum war auf den Weg gestürzt und stoppte ihre Fahrt abrupt. So bogen sie auf die geteerten Straßen ein, die zum Dorf führten. Es hatte damals ein Vermögen gekostet die Versorgungswege wetterfest zu machen. Leider war das schon Jahre her und die ersten Schlaglöcher zeugten davon, das niemand Geld hatte so ein Projekt nochmals durchzuführen. Ja die Zeiten waren schlecht, dachte Yeremi als die Scheinwerfer des Jeeps das Ortsschild erreichten. Der Motor heulte auf, als sein Vater nochmals Gas gab und Richtung Dorfplatz abbog.
Viele Dorfbewoner waren dort versammelt und halfen dem Löschtrupp der Feuerwehr. Das Löschfahrzeug schien mit seinen 60 Jahren kaum noch das Wasser des Baches in das Feuer zu befördern zu können. Die Pumpen des Löschwagens röhrten schrecklich, aber irgendwie schien es noch zu funktionieren. Viele Bewohner des Dorfes halfen mit Eimern kleine Feuer zu löschen, oder kümmerten sich um Verletzte. Erst jetzt konnte Yeremi sehen was die große Explosion verursacht hatte. Ein Gastank war explodiert. Yeremi danke seinem Vater im Stillen, daß er ihre Gastanks unterirdisch angelegt hatte. Der Dorfplatz schien eine Szene aus einem Film zu sein. Überall liefen hektisch Menschen umher. Verletzte schrien ihren Schmerz heraus und das Feuer knisterte laut als es einen Holzschuppen verzehrte. Yeremi stand inmitten dieser Szenerie und schaute nur erschrocken um sich. Sein Vater war längst irgendwo und half bei den Löscharbeiten. Während er so da stand, bemerkte er nicht wie sich jemand aus einer Seitengasse heran schleppte. Erst als der Mann einen Arm auf Yeremis Schulter fallen ließ und sich auf ihn stützte schrak er auf. Mit einem erstickten Schrei sah er den Mann von der Seite und versuchte dabei das Gleichgewicht zu halten, als das Gewicht des Mannes auf ihm lastete.
Es war Sam. Er war etwa im selben Alter wie Yeremis Vater und auch Sam war im Krieg gewesen. Nur war er nicht so gesund zurück gekehrt. Die Leute im Dorf sagten, das Tiberium hätte sein Gesicht entstellt, andere erzählten sich von brutalen Grabenkämpfen mit Nod-Truppen. Als sich nun Sam so auf Yeremi stützte sah man im roten Feuerschein eine große klaffenden Wunde an Sams linker Seite. Sie zog sich von der Schläfe bis zum Oberschenkel. Er roch verbrannt. Sams Kleidung schwelte noch. Leise flüsterte Sam: “Sigurd, bist du es?.... haben.. haben wir die Schweine erwischt? Ist der Skorpion erledigt?”
Das verbrannte Fleisch stach Yeremi in die Nase und der Blick von Sam lies ihn erstarren. Doch Sam flüsterte weiter: “Sigurd! Halt bloß den Kopf unten ... halt ihn unten .... NEIN .. “ Sam begann wild um sich zu schlagen und riss sich los. “Nein .. NEEEEIN .. SIGUUURD!!” Sam klappte ohne die Stütze von Yeremi zusammen und sank auf die Knie. “Nein nein nein. Der Skorpion lebt. Sigurd .. ich sagte doch, halte den Kopf unten ...”
Jemand kam zu Yeremi und half Sam. Yeremi stand nur da und starrte ins Leere. Sie brachten Sam in ein Notzelt. Aber es kamen immer mehr Verletzte. Auch in den anderen Gehöften die um das Dorf herum lagen gab es viele Verletzte die nun ins Dorf gebracht wurden.
Brandwunden, Brüche, doch niemand hatte so schlimm ausgesehen wie Sam. Schon immer war sein Gesicht von Narben durchzogen gewesen. Erinnerungen an den Krieg, wie die Veteranen oft sagten. Doch es waren viele Geschichten im Umlauf über Sam. Man wußte nur, das er eigentlich Amerikaner war. Doch dank irgendeiner Spezialeinheit, die ähnliches wie Yeremis Vater getan hatte, kam er nach Europa. Dann kam der Krieg und er wurde im Mittelmeer eingesetzt. Später war er in einer Garnison in Kairo stationiert. Es soll die Hölle gewesen sein. NOD begann in Afrika zum ersten mal ganze Staaten unter ihre Kontrolle zu bringen und eine richtige Armee aufzustellen. Kairo war schwer umkämpft. Die ganze Stadt war ein Schlachtfeld gewesen. Irgendwann hatte ein Reporter im Fernsehen die Schlacht als 2. Stalingrad bezeichnet. Die GDI war völlig eingekesselt worden und NOD setzte ihre Artillerie gnadenlos ein.
Yeremi wurde aus seinen Gedanken gerissen und bemerkte das sein Vater vor ihm stand. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Ich habe gehört, du hast Sam gefunden. Er ist von einem Blitz getroffen worden. Aber er scheint ein verdammt zäher Hund zu sein. Er wird es überleben.” sagte er mit ruhiger Stimme. “Er, ... er hat mich Sigurd genannt, Vater. Er sagte etwas von dem Skorpion....Was meinte er damit?”. fragte Yeremi.
“Der Skorpion .. “ begann sein Vater in Gedanken versunken zu murmeln, bevor er kurz zuckte und dann antwortete:” Ich denke er hat dich mit einem alten Kriegskameraden verwechselt. Vielleicht dachte er, er wäre wieder im Krieg. Das kann vorkommen.”
“Denkst du auch oft an den Krieg?”
“Ich träume, Sohn. Ich sehe meine Kameraden. Aber ich denke nicht daran. NOD ist vernichtet, das ist was zählt!” antwortete sein Vater und blickte in den Himmel. Dort zeichnete sich der Sonnenaufgang ab und erhellte das Dorf mit ersten Sonnenstrahlen die über den rauchenden Bergkamm leckten.
Die nächsten Tage waren geschäftig. Überall hatte der Aufbau begonnen. Alle Bewohner halfen zusammen um das Dorf in Stand zu setzten. Trotz der Gasexplosion war niemand getötet worden. Wie durch ein Wunder waren die Bewohner des Hauses gerade bei ihren Freunden gewesen. Solch ein Glück hat man nur einmal im Leben hatte Yeremis Mutter gemurmelt als sie vom Markt kam und diese Neuigkeit mitbrachte.
Die neue Farm war nun voll funktionstüchtig. Yeremi studierte gerade eine Ertragskurve, die er für seinen Vater erstellte, als sein Freund Gregor am Fenster klopfte. Yeremi sprang auf und öffnete das Fenster. “Hey Gregor, was geht?” “Nicht viel. Der Sturm war aber heftig, hat sogar die alte Eiche bei uns halb umgehauen.”
Yeremi speicherte die Ertragskurve auf seinem Data-Pad und klettere dann aus dem Fenster. “Wohin?” fragte er Gregor. Dieser zuckte nur die Achseln und meinte: “Zum Bruch..”
So fuhren sie auf Gregors Hoverbike in den alten Steinbruch. Gregors Eltern waren reich. Nein reich war kein Ausdruck. Sie konnten es sich leisten hier auf dem Land zu wohnen, weil sie Lust dazu hatten. Daher hatte Gregor auch niemals Probleme damit etwas zu bekommen, was er wollte. Wie dieses Hoverbike zum Beispiel. Gregor hatte langes braunes Haar, dass jetzt im Wind wehte. Er trug nie einen Helm, aber es gab auch wenige Hindernisse an die sein Bike stoßen konnte. Er flog immerhin einen Meter über dem Boden. Gefahren gab es für ihn kaum. Nur Bäume, um die er mit Vorliebe in unmenschlichen Geschwindigkeit sauste, bargen Gefahren in sich. Das Hoverbike bog surrend um einen Felsvorsprung und tauchte in den etwas tiefer gelegten Steinbruch ab. Er war schon fast 200 Jahre stillgelegt, aber dennoch standen noch einige Gerätschaften herum und es gab dort eine Hütte, die im besten Zustand war. Kein Wunder, benutzte doch die Jugend und ihre Vorgänger diese Hütte seit der Stillegung des Bruchs als Partyhaus. Langsam näherten sie sich auf dem Bike der Hütte um dann davor auf den Boden herab zu schweben. Eine große Staubwolke stieg auf als das Bike aufsetzte. Ein anderer Jugendlicher aus dem Dorf kam aus der Hütte heraus und stemmte die Arme in die Hüften. Er war sehr muskulös gebaut und war mindestens zwei Meter groß. Sein schwarzes Haar war ganz kurz geschnitten und seine Haut war braungebrannt. Er war so etwas wie der Anführer der Hütte. Nicht wegen seiner körperlichen Kraft sondern wegen seines Talents wenn es um Organisation ging, hatte er sich diesen Posten erarbeitet. Nun stand er vor den beiden und sie wußten bereits, daß es Zeit war für einen “Rüffel”. Er stand nämlich immer so da, wenn es was aus zu setzten gab. “Wo warst du Gregor? Du hattest heute morgen Aufräumdienst!”
“Oh shit! Ich hab es vergessen Mike. Tut mir leid. Echt.” antwortete Gregor. Mike grinste breit: “Ah ja und du glaubst echt hier war gestern ne Party während des großen Sturms? Depp!”. Laut lachend kamen ein paar anderen Jugendliche aus dem Haus. Gregor murmelte mit säuerlichem Blick etwas davon wie sehr er die Späße von Mike haßte und ging dann in die Hütte.
Heute waren so ziemlich alle anwesend. Es gab viel zu erzählen und jeder hatte eine kleine Horrorgeschichte über den Sturm zu erzählen. Mike begann einige Verletzungen zu beschreiben. “Der alte Reuters hat versucht seine Kühe noch in den Stall zu treiben, wie ich hörte, aber der Sturm kam zu schnell. Ein Baum ist direkt auf ihn gestürzt. Er hat so ziemlich alles gebrochen was man so hat. Ich glaube er wird seinen Hof verkaufen müssen.”
“Das ist noch gar nichts!” versuchte Gregor Mike zu übertreffen. “Jemand aus dem Dorf soll vom Blitz getroffen worden sein und hat es überlebt!”
Mike lachte höhnisch: “Wer soll denn das gewesen sein?” “Sam” antwortete Yeremi langsam. Alle Augen richteten sich auf ihn und es trat Stille ein. Jetzt war es an Yeremi seine Geschichte zu erzählen, das wußte er. “Ich war mit meinem Vater im Dorf. Wir wollten helfen. Aber ich wußte nicht wo ich hin sollte, also stand ich einfach auf dem Dorfplatz. Plötzlich stützte sich jemand auf mich. Er roch verbannt und er stöhnte etwas. Als ich erschrocken zu ihm hin sah, erkannte ich Sam. Er hatte eine klaffende Wunde. Die zog sich vom Kopf bis zu seinem Bein runter. Es war grausig.” berichtete Yeremi langsam und stockend. Immer noch war es still in der Hütte. Inzwischen war es später Nachmittag geworden und ein paar Wolken verdunkelten die Sonne, die wieder Richtung Bergkämme zog um dort in ein paar Stunden zu verschwinden. Jemand hatte leise die Tür geschlossen. Mike stand auf und ging zu einer Kiste die mit einer Plane überdeckt war. Er zog diese schwungvoll herunter und es kam eine Kiste Bier zum Vorschein. Traditionell in Flaschen und nicht in Plastik oder Dosen war das Bier immer noch am Besten zu genießen. Yeremi wurde aufgefordert weiter zu erzählen und so begann er langsam zu berichten was Sam alles zu ihm gesagt hatte.
“Der Skorpion?” fragte einer der Zuhörer. “Was soll denn das sein? Eine Person?” Mike antworte für Yeremi: “Ich glaube er meinte damit einfach NOD. Das Wappen von NOD zeigt doch einen Skorpion oder? Yeremi sagte doch sein Vater meinte Sam hätte ein Kriegstrauma. Vielleicht benutzte er nur einen Slang der Truppen.”
Während sie so gebannt diskutierten bemerkte keiner das der Sonnenuntergang eine seltsame Farbe angenommen hatte. Grüngelb leuchten die dicken Wolken die herauf zogen. Erst als der Steinbruch in ein gelbes Licht getaucht wurde schreckten alle hoch. “Scheiße!” begann jemand zu fluchen. Mike rannte zu dem kleinen Computer der im Nebenraum stand und schaltete ihn aus. Er rief: “Ein Ionensturm. Schon wieder.” Macht alles aus was irgendwie elektronisch ist.”
Gregor wurde plötzlich kalkweiß und fluchte: “Mein Bike ist auf Standby!!!” Ein lautes Krachen vor der Tür bestätigte dies. Ein Splitter der von einem ehemaligen Hoverbike herrührte durchschlug fast die Wand und ragte zur Hälfte in den Raum hinein. “Scheiße, Scheiße, Scheiße...” begann Gregor zu schreien “das kann doch nicht wahr sein!”
Tiberium
Sie brauchten lange um zurück zu kommen. Yeremi und Gregor hatten schließlich den Weg laufen müssen. Im Wald brannten ein paar Feuer und so konnten sie dank des Sturms den Weg finden. Aber dieser Sturm hatte nur etwa eine Minute gedauert und hatte dabei kaum Schaden angerichtet, jedenfalls sah es von der Anhöhe so aus. Das Dorf schien unversehrt und auch keines der Gehöfte schien zu brennen. Dieses mal hatten wohl alle ihrer Geräte ausgeschaltet als der Sturm begonnen hatte. Es schien als seid der Sturm extra für Gregors Bike aufgetaucht. Welch eine Ironie dachte Yeremi bei sich.
So standen sie auf dem Bergkamm der etwa auf halben Weg zwischen Steinbruch und Dorf lag und blickten weiter ins Tal. Drei oder vier kleine Waldbrände fraßen sich durch den gegenüberliegenden Hang. Sie hatten noch Zeit und so setzten sie sich auf den Stein, der auf dem Bergkamm aufragte. Ein Bautrupp hatte ihn wohl weggeräumt als sie die Straße gebaut hatten. “Was machen wir eigentlich noch hier Yeremi?” fragte Gregor in die Stille hinein. “Wir gehen mit 17 Jahren immer noch in die Schule, helfen unseren Eltern und tun nichts außer hier im dem Tal zu versauern.” beendete Gregor seinen Satz. “Wo sollten wir denn hin Gregor?” entgegnete Yeremi. “Wir können doch froh sein, daß wir es hier relativ ruhig haben. Nicht ein Tiberiumkristall in 30 km Umkreis und nicht ein mutiertes Tier. Willst du in die großen Städte? Dort wirst du höchstens Arbeit bei der GDI finden.” Gregor lehnte sich zurück und grübelte: “Die GDI. Nein ich glaube die Typen wären nichts für mich! Dein Vater war doch auch bei den Streitkräften.” “Nun ja stimmt, er war im Krieg. Aber eher zwangsläufig. Er hat einmal erzählt, das er eigentlich in einer Antiterror-Einheit des Bundesgrenzschutzes war. Ganz harte Jungs wie er immer sagt. Aber als NOD dann eine richtige Weltmacht wurde und Krieg führte, wurde seine ganze Truppe den GDI Truppen unterstellt. Immerhin hatten sie besondere Erfahrung im Umgang mit NOD. Als ob man Terrorbekämpfung mit richtigem Kampf vergleichen konnte.” berichtete Yeremi. Gregor grübelte weiter: “Mein Vater sagt oft NOD wäre nicht schlecht gewesen. Weißt du, wir haben doch früher einmal in Afrika gelebt. Dort war NOD überall präsent und hat den Armen geholfen. Während die GDI nichts besseres zutun hatte als einen Krieg zu beginnen.” Yeremi schaute zu Gregor und meinte: “Das haben deine Eltern wirklich gesagt? NOD hat doch das Tiberium erst verbreitet. Sonst hätte es sich nie so schnell ausbreiten können.” Gregor schüttelte den Kopf: “Das glaube ich nicht. Jedenfalls müssen wir weiter, sonst bekommen wir noch Ärger.”
So standen sie auf und nahmen eine Abkürzung durch den Wald um direkt zu Yeremis Farm zu kommen. Als sie aus dem Wald traten konnten sie Yeremis Vater sehen. Er machte wie jeden Abend seine Fitness Übungen. Er war gerade mit einigen Klimmzügen beschäftigt als er sie sah. Er war wirklich noch sehr agil für sein Alter. Er hing mit einem Arm an der Stahlstange die eine Stromleitung in sich barg und macht eine Kilmmzüge, als er sie erblickte sprang er zu Boden und schaute abwartend in ihre Richtung.
“Dein Vater ist echt noch fit Yeremi, nicht wie meiner, der ist ziemlich fett.” meinte Gregor als sie auf ihn zu liefen. “Wo wart ihr denn?” fragte er die beiden. “Wir waren mit den anderen oben im Bruch..” antwortete Yeremi. “Ist Euch was passiert? Oder warum lauft ihr? Ist deinem Bike der Sprit ausgegangen Gregor?” fragte er. Gregor schaute nur säuerlich. Yeremis Vater grinste und nahm dann ein Handtuch um sich ab zu trocknen. “Der Sturm hat dein Bike unbrauchbar gemacht?” fragte er. Gregor nickte nur mit verbissener Miene. “Ok dann wird dich Yeremi nach dem Essen mit dem Jeep heim fahren.” beschloss er.
Yeremi lenkte stolz den Jeep zu Gregors Haus. Nun im Grunde war es mehr ein Anwesen. Die Familie von Gregor hatte eine Menge Geld aus Afrika mitgebracht. Es gab natürlich viele, viele Gerüchte im Dorf, aber das gab es über jeden. Es war schließlich ein Dorf. Inzwischen war es Nacht geworden. Sie bogen die Straße zum Dorf ab und fuhren über den Dorfplatz. Die Scheinwerfer erhellten die Schutthaufen die vom Sturm herrührten und die man zur Seite geschafft hatte. Das weiße Licht fiel auf den gut gepflasterten Weg der zu dem Anwesen führte. Es war etwas außerhalb, am anderen Ende des Dorfes gelegen. Dort brannte kaum Licht. Es reichte zumindest nicht das große, geweißte Haus ganz sichtbar zu machen, doch Yeremi wußte wie es aussah. Groß, Säulen trugen den Eingangsbereich und viel Marmor war beim Bau verwendet worden. Nur in den oberen Stockwerken brannte gedämpftes Licht. “Mein Vater arbeitet wohl noch. Bin mal gespannt wie ich ihm das mit dem Bike beibringe” sagte Gregor. “Na dann viel Glück!” sagte Yeremi und ließ ihn aussteigen. Langsam ging Gregor auf den Eingang des Hauses zu. Am oberen Panoramafenster zeichnete sich eine dicke kleine Gestalt ab die nach unten schaute. Im Hintergrund leuchteten einige Bildschirme in verschiedenen Farben und umrissen den Schatten mit einem rötlichen Schein.
Die Säulen am Eingang hatten Sensoren eingebaut und erfassten Gregor schnell. Licht schaltete sich ein und die Tür schwang automatisch auf. Im Inneren sprangen ebenfalls einige Lichter an und warfen seltsame Schatten. Die Skulpturen die den Garten und die Eingangshalle zierten taten ein übriges.
Yeremi legte den ersten Gang ein und gab Gas. Er wollte nach Hause kommen bevor sein Vater sauer wurde und ihm den Jeep nicht mehr fahren ließ.
Der nächsten Morgen kam viel zu schnell. Yeremi wälzte sich noch im Bett und versuchte seinen Wecker irgendwelche grausigen Verwünschungen anzuhängen, als sein Vater von draußen an sein Fenster klopfte. “Wach auf du Faulpelz! Der kleine Sturm gestern hat den Beta-Kollektor doch ein wenig ramponiert. Ich brauche dich um das Ding wieder aufzustellen .”
Stöhnend kam Yeremi auf die Beine und zog seine Arbeitskleidung an. Taumelnd erreichte er das Badezimmer und wusch sich mit einem Schub eiskaltem Wasser das Gesicht und wurde plötzlich sehr schnell wach. Laut japsend griff er nach einem Handtuch. Yeremi griff in der Küche nach einem Brötchen und rannte dann nach draußen. Sein Vater stand schon neben dem Jeep und wartete. “Das nächste mal geht das aber schneller!” grollte er und schaute auf eine Stoppuhr. Solche Scherze erlaubte er sich öfters. Irgendwie schaffte er es überall ein wenig militärische Ausbildung einzubringen. Egal um was es ging. Yeremis Mutter kreidete ihm das immer an. Sie wollte nicht ihren Jungen als Soldaten sehen. Doch er hatte immer Wege gefunden Yeremi ein wenig zu trainieren.
So sprang Yeremi auf den Beifahrersitz und schon gab sein Vater Gas. Eine Staubwolke hinter sich herziehend fuhren sie zum Beta-Kollektor. Es war ein Sonnenkollektor der ziemlich weit oben am Hang stand. Eine perfekte Position. Das Stück Land dort bekam mehr Sonne ab als der Rest des ganzen Tales. Sie brauchten 10 Minuten um dort anzukommen. Die Arbeit daran war schnell getan. Ein Ast hatte einen der Stahlfüße verbogen. Aber er ließ sich zum Glück eben so leicht zurück biegen und schon stand das Ding wieder im richtigen Winkel zur Sonne. Yeremis Vater rieb sich die Hände und sagte: “Gut das hätten wir ja. Los komm vor dem Mittagessen haben wir nichts zutun. Wir fahren hoch zum Bergkamm auf den Felsen.” Yeremi nickte leidig. Es schien als wollte sein Vater wieder einmal einen Kontrollblick wagen. Alle paar Wochen fuhren sie zu dem kleinen Felsen auf dem Bergkamm, auf dem Yeremi gestern mit Gregor gesessen war und beobachteten das kleine Dorf und die Umgebung mit dem elektronischen Fernglas.
Breitbeinig stand Yeremis Vater auf dem Felsen und hob das Fernglas vor die Augen. In der Morgensonne blitzen die GDI Embleme auf dem Fernglas golden auf. Yeremi schaut ohne Fernglas auf das Tal. Trotz des Sturms sah fast alles so aus wie immer. Die eine oder andere Stelle im Wald war verkohlt, aber ansonsten war nichts zu entdecken. “Nach was schaust du immer wieder?” fragte Yeremi. “Ich weiß nicht, ich mache das solange ich hier bin. Schon vor deiner Geburt kam ich hierher und schaute auf das Tal.” Yeremis Vater schwieg kurz dann redete er weiter. “Ich glaube, irgendwie befürchte ich, irgendwann taucht NOD wieder auf und genau vor meiner Nase und ich bemerke es nicht.” “Das glaubst du wirklich? NOD ist besiegt, das sagtest du selbst.” sagte Yeremi erstaunt. “Es gibt immer einige die es überleben. NOD ist tot, ich kann wohl nur nicht vergessen und so halte ich Wache im Tal” antwortete sein Vater versonnen. Ein lauer Wind kam auf und verscheuchte einige der letzten Wolken am Himmel in Richtung Westen. Immer noch blickten sie ins Tal als Yeremis Vater plötzlich zu fluchen begann. Sein Fernglas war auf das südliche Ende des Tales gerichtet. Im Süden hatte das Tal keinen Ausgang und steile Hänge begrenzten den Ackerbau dort. Dennoch hatten einige Bauern dort ihr Vieh stehen. “Schau zum Acker von Reuters! Was siehst du da?” stieß er hervor und hielt Yeremi das Fernglas hin. Yeremi nahm es und schaute hindurch. “Ich sehe nichts außer drei Milchkühe von Reuters” antwortete er. “Schau genau hin” sagte sein Vater barsch “schau auf die Wiese am Waldrand. Yeremi schraubte an den Knöpfen des Fernglases herum und zoomte noch ein wenig heran. “Da leuchtet etwas grün in der Sonne. Was soll das sein?” fragte Yeremi.
“Tiberiumkristalle, Sohn!” antwortete sein Vater leise.
Sie waren mit dem Jeep sofort aufgebrochen um zum Acker von Reuters zu fahren. Die Straßen hier hinten im letzten Eck des Tales waren schlecht und so brauchten sie einige Zeit. Selbst mit dem Jeep, der für solches Gelände gebaut worden war. Die Räder donnerte durch Schlaglöcher und wirbelten Staubwolken auf. Als sie in die letzten Kurven bogen, musste sich Yeremi festhalten um nicht aus dem Jeep geworfen zu werden und sein Vater gab noch weiter Gas. Kleine Steine prasselten gegen den Jeep und Yeremis Vater trat auf die Bremse. Der Jeep zog eine große Staubwolke hinter sich her und schon sprangen die Beiden aus dem Jeep.
“Du bleibst am Wagen. Ich möchte dich nicht in der Nähe von dem grünen Zeug sehen. Es ist hoch toxisch!” befahl Yeremis Vater während er langsam auf die Wiese ging. Inzwischen war es früher Nachmittag geworden und die Sonne hatte den Zenit überschritten. Dennoch schien sie sehr hell und reflektierte sich in den Kristallen. Grünliches Licht ging von der verseuchten Wiese aus und tauchten das Gelände in ein unwirkliches Szenario. Yeremi stellte sich im Jeep aufrecht hin und versuchte in die Richtung zu sehen in die sein Vater blickte. Langsam schüttelte sein Vater den Kopf und machte kehrt. Langsam ging er zum Jeep zurück. “Wir müssen ins Dorf. Ich denke das sollten die Leute wissen” sagte er und sprang in den Jeep.
Die Rückfahrt war ebenso schnell und holprig wie die Hinfahrt. Sie kamen mit quietschenden Reifen auf dem Dorfplatz zum stehen und stiegen aus. Das Haus des Bürgermeisters war gleich auf der anderen Seite des Platzes. Im Laufschritt kamen sie vor dessen Türe an und hämmerten dagegen. Erst nach einigem Rufen wurde die Türe geöffnet. “Mahlzeit, was wird denn das?” begrüßte sie der Bürgermeister Kroll mürrisch. Man sah ihm an, das er erst etwas später zu Mittag gegessen hatte. Besser gesagt sein Bart troff noch vom Fett. Er war wohl noch beschäftigt gewesen. Die ernste Miene von Yeremi und seinem Vater veranlasste ihn zu einer etwas freundlicheren Frage. “Also? Was gibt’s denn?”
“Tiberium. Kroll, wir haben Tiberium im Tal gefunden” antwortete Yeremis Vater leise. Kroll schaute entsetzt. “Wo?” fragte er. “Ganz im Süden des Tales. Auf den Wiesen von Reuters wachsen ein paar Kristalle. Es sind nicht viele, aber in einer Woche ist der hintere Teil des Tales nicht mehr zu gebrauchen” berichtete Yeremis Vater. Kroll stand einen Moment starr, dann schien er kurz zu zucken und lief ins Haus. “Kommt rein, wir berufen eine Dorfversammlung ein!” rief er nach draußen
Zwei Stunden später war der Großteil des Dorfes im Wirtshaus “Zum Tiberiumteufel” versammelt. Es hatte seinen Namen bekommen um Gäste an zu locken, nicht aus dem Grund, daß es hier irgendwelche mutierten Tiere gab. Aber zur Zeit hatte man die Gefahr zu besprechen, daß es wirklich soweit kommen konnte. Bisher war das Tal sehr behütete gewesen. Hier ging alles seinen Gang und das Tiberium schien einen Bogen um das Tal gemacht zu haben. Aber nun war es wohl damit vorbei.
“Zuerst müssen wir mal Reuters Kühe von dieser Wiese holen” begann einer der Bauern um die Diskussion auf praktische Dinge zu lenken. Schnell waren sie vom Thema abgekommen und hatten Fragen gestellt. Vor allem konnte sich keiner Vorstellen woher das Tiberium kam. Diese Ecke des Tales lag ab abgelegensten von allem. Wenn Tiberium ins Tal kam, dann doch eher an einer Hauptstraße oder irgendwo am Anfang des Tales. Keiner konnte sich darauf einen Reim machen. “Ja da hat er Recht” stimmte Kroll zu, “Die armen Tiere hocken ja direkt in dem Feld. Aber was machen wir dann? In drei Wochen wird das Tal vollkommen überwuchert sein.” sprach Kroll weiter. Yeremis Vater grübelte. “Vielleicht könnten wir es eindämmen. Ich hab das mal gesehen. Man baut hohe Betonwände um ein Feld. So kann es nicht weiter wuchern. Vorausgesetzt die Wände gehen zwei oder drei Meter in den Boden. Das Tiberium zieht alle Minerale aus dem Boden den es befallen hat und bleibt dann einfach in seiner Entwicklung stehen.” beschrieb er den Vorgang. “Gut, gut das könnten wir machen. Wir haben noch einiges an Beton hier und solange keine Pflanzen zu Tiberumbäumen mutieren haben wir damit vielleicht eine Chance” überlegte Kroll. “Außerdem werde ich jetzt gleich in der GDI Regionalzentrale anrufen. Die sollten doch wissen was zu tun ist.” fuhr er fort. Gregors Vater, Kasian brummte: “Die GDI wird uns bestimmt nicht helfen. Das haben sie doch nie.” Kroll fixierte Kasian und konterte: “Was sollen wir denn sonst tun? Selbst deine prallen Konten können das Tiberium nicht aufhalten und was es alles verursacht wissen wir ja.”
Kasian schwieg, zog allerdings ein Gesicht, das ihn noch seltsamer aussehen lies. Yeremi dachte spontan an einen Gnom aus einem Film der einmal gelaufen war. Klein, dick und ein böses Gesicht. Wie Kasian. Aber natürlich war er nur beleidigt, ansonsten war Kasian immer sehr nett gewesen.
Die Arbeiten liefen an. Alle Dorfbewohner halfen abermals zusammen. Dieses mal ging es wirklich um alles. Schnell hatte man jeden Betonsack im Tal zusammen gesucht. Es schien genug um die Wiese von Reuters ein zu mauern. Aber zuerst mussten die Leute ungeschützt an dem Feld arbeiten. Einige hatten schon nach den ersten Stunden nachdem sie das Fundament aushoben schwere Atembeschwerden. Nur wenigen schien das Tiberium nichts auszumachen. Sam zum Beispiel. Noch dick mit Verbänden verpackt stand schon stundenlang im Graben und schaufelte. Obwohl er sich gerade erst von seinen Verletzungen erholte, half er schon kräftig mit. Er schien keine Probleme mit dem Tiberium zu haben und auch seine Verletzungen schien er zu ignorieren. Das war sehr erstaunlich. Dagegen hatte Kasian gleich nach der ersten Stunde gekeucht wie eine Dampflock und war nach Hause gefahren. Yeremi und die anderen Jugendlichen durften nicht helfen. Man wollte sie nicht in die Nähe des Tiberiums lassen. Gregor fehlte vollkommen. Seitdem Yeremi ihn vor seinem Haus abgesetzt hatte, war er nicht mehr aufgetaucht. Auch die Anderen vom Bruch hatten ihn nicht gesehen. Mike vermutete, daß er Hausarrest bekommen hatte. Das Bike war schließlich verdammt teuer gewesen.
Am späten Abend gossen sie den ersten Beton in die Grube. Das Tiberium hatte sich inzwischen fast bis zum Rand des umgrabenen Stückes Feld ausgebreitet und leuchtete Matt in der Dämmerung. Das grüne Licht tauchte die Arbeiten in einen dämonischen Schein. Doch selbst als es Nacht wurde arbeiteten einige Bewohner hartnäckig weiter. Obwohl viele von ihnen Tiberium Verbrennungen hatten, da sie einen der Kristalle berührt hatten, welche inzwischen an einigen Stellen am Rand wucherten. Es war zehn Uhr Abends und nur einige Scheinwerfer erhellten die Baustelle. Die Kristalle reflektierten das Licht mit einem grünen Schimmern. Kein Vogel zwitscherte in der Umgebung, was sehr ungewöhnlich war. Die Kühe standen inzwischen in der Nähe des Dorfes, aber man hörte ihr schmerzerfülltes Blöken bis hierher. Es schien als ob sie Tiberium zu sich genommen hatten und nun unter inneren Verletzungen litten. Einige Zeit später hörte Yeremi durch die Stille fünf Schüsse hallen und es wurde komplett still. Vom Dorf her hörte man ein schweres Fahrzeug näher kommen. Es dröhnte laut als es sich der Baustelle näherte. Die Scheinwerfer strahlten in hellem Weiß auf die Arbeiter, die gerade die Wände gossen. Yeremi hielt sich die Hand vor die Augen um nicht zu arg geblendet zu werden. Dann schaltete jemand im Fahrzeug das Licht aus. Bei genauerer Betrachtung erkannte Yeremi das Fahrzeug. Es war ein alter BMT der GDI. Aus dem inneren sprang ein junger Mann in Kampfanzug. GDI Embleme prangten auf seinen Schultern und schimmerten grünlich als das Licht des Tiberiums auf sie fiel. Er lief mit steifen Schritten zu der Baustelle. “Wer ist für diesen Selbstmord verantwortlich?” fragte er barsch. Kroll baute sich vor ihm auf und antwortete in selber Weise: “Darf ich fragen wer sie sind?”.
Er war ein Leutnant des GDI Stützpunktes der einige Kilometer von hier lag. Frisch von der Akademie und noch voll mit Ausbildungsfloskeln, versuchte er hier den großen GDI Commander zu spielen. Sein Name war Conner. Was nicht gerade darauf schließen lies, das er aus der Gegend war. Yeremis Vater musterte den Leutnant mit eisigem Blick, während dieser vergeblich mit zwei seiner Leute versuchte die Dorfbewohner davon ab zu halten das Tiberium einzubetonieren. Er erklärte in langen Sätzen, welche Gefahren sie alles auf sich nahmen und das sie sich lieber in den Norden evakuieren lassen sollten.
Nachdem sie sich das einige Zeit angehört hatten, trat Sam vor und starrte Conner an. Das brachte ihn aus der Fassung und aus seinem Redeschwall: “Äh ja bitte?” “Hör mal Kleiner, warum hilfst du uns nicht?” fragte Sam barsch. “Wie äh nein das will ich ihnen ja ausreden. Das ist zu gefährlich. Sie haben gar keine Ahnung ....” Sam zuckte leicht und auch Yeremis Vater regte sich, dann begann Sam laut zu werden: “Halt die Klappe du Frischling. Ich habe mehr Tiberium gesehen als du jemals sehen wirst und nun gebt uns Eure Schutzanzüge.” “Wie bitte? Beruhigen sie sich doch erst einmal mein Herr.” versuchte es Conner. “Ihr habt doch Schutzanzüge für solche Fälle?” bohrte Yeremis Vater nach. “Nun äh natürlich haben wir einiges an GDI Ausrüstungsgmaterial bei uns, aber ... “ begann der Leutnant. “Schön schön. Ich denke die neuen Welsch-Kampfanzüge sind wirklich bestens geeignet.” sagte Sam während er in den BMT stieg und in einer Kiste kramte. Der Leutnant starrte nur hilflos umher und brabbelte: “Das dürfen sie nicht, das ist Eigentum der GDI. Sie vergreifen sich an Gütern des Militärs!”
Sam kam mit zwei Anzügen und einer Packung heraus auf der ein rotes Kreuz mit einem grünen Punkt gemalt war. “Schaut mal, sogar die Frischlinge bekommen schon Tiberium-Brandsalben ins Gepäck. Das hätten wir damals haben solle” rief Sam Yeremis Vater zu. Dieser kratze sich unbewusst an einer seiner Narben und grinste.
Die Anzüge waren relativ neu. Yeremi konnte sie betrachten während Sam und ein anderer Dorfbewohner sie anlegten. Dicke Platten aus einem Schutzmaterial machten den Anzug sicher vor der toxischen Wirkung des Tiberiums. Ein Helm mit Atemmaske komplettierte das ganze. Viel besser als die Standartschutzanzüge des Dorfes ohne Helm und nur mit dicken Handschuhen. Yeremi hörte Sam sagten: “Ich denke die neuen Modelle werden einige Zeit länger halten als unsere, aber länger als einige Stunden bestimmt nicht, dann hat sich das Tiberium durch die Anzüge gefressen, sollten wir direkt im Feld spazieren gehen.” “Wir sind fast fertig. Nur noch die paar Wände da drüben fertig hochziehen. Ihr müsst nicht ins Feld” sagte Kroll und deutete auf eine Lücken in der Ummauerung des Feldes.
Mit dem ersten Sonnenstrahlen des Morgens stand die Tiberiumeindämmung. Leutnant Conner war noch in der Nacht erbost abgefahren. Ohne seine Anzüge. Einige der Dorfbewohner hatten sich leichte Vergiftungen geholt. Es sah nicht gut aus, aber Sam hatte gut daran getan die Brandsalbe aus dem BMT mit zu nehmen. Einigen Leuten konnte damit geholfen werden. Aber für zwei Dorfbewohner konnte auch das Medikit nichts mehr tun. Sie starben am nächsten Nachmittag. Aber dies war nicht die einzige schlechte Nachricht. Gegen Abend fand ein Dorfbewohner auf der Heimfahrt den BMT von Conner. Er lag im Straßengraben. Er hatte eine Menge Erde aufgewühlt und er steckte mit den Rädern komplett im Drek. Die drei Insassen waren tot. Sie hatten sich das Genick gebrochen, so berichtete man sich am Abend im “Tiberiumteufel”.
Rot in der Nacht
Sommeranfang 2028
Yeremi steht auf dem Felsen und schaut in das südliche Tal. Selbst ohne Fernglas kann er unter den Staubwolken die Spezial-Lkws sehen. Die Firma Human Tiberium Cors bekämpft nun seit zwei Wochen das Tiberium. Lange hat das Tal darauf gespart und dann hatten sie die Firma angeheuert. Die Firma legte erst einmal ein Art Energiefeld um das Tiberium, damit es sich nicht ausbreitete. Dann begannen sie in dem Eindämmungsfeld die Kristalle und die Wurzeln abzubauen. Jemand hatte behauptet das dieses Eindämmungsfeld aus der militärischen Forschung stamme und nur abgespeckt sei. Der große Bruder dieses Dinges soll alles abwehren können. Von einschlagenden Raketen bis heran rollenden Panzern. Yeremi glaubte das nicht ganz. Dieses Eindämmungsfeld schaffte es gerade mal die Tiberiumkristalle vom wachsen abzuhalten. Yeremi vermutete das sie die Kristalle schlicht einfroren um sie am Wachstum zu hindern.
Gerade stieg wieder eine große Staubwolke auf, als ein LKW voll beladen mit verseuchter Erde abfuhr. Sie nahmen den kleinen Feldweg zum Dorf. Aber er war nun breit geschottert. Das war nötig gewesen um das Gebiet für die Lkws zugänglich zu machen. Yeremi schaute dem LKW zu wie er durch das Dorf polterte und Richtung Talausgang verschwand. In der Ferne sah man einen GDI Titanen stehen. Der stand nun schon seit einer Woche dort. Seine gelbe Bemalung schimmerte matt in der Abendsonne und harmonierte perfekt mit dem Staub der Straße. Yeremi wußte das am Fuße des Titanen zwei Zelte aufgebaut waren. Immer noch versuchten fünf GDI Soldaten heraus zu finden, wie es zu dem Unfall kam, in dem Conner und seine Leute starben. Anscheinend war es doch kein Unfall gewesen. Sonst wären sie schon längst verschwunden. Sie suchten nach etwas oder nach jemanden. Erst hatte es zwei Wochen gedauert bis überhaupt ein GDI Räumkommando kam und den BMT wegbrachte. Zuerst schien alles wirklich an einen tragischen Unfall zu glauben. Aber irgend etwas musste dem Räumkommando komisch vorgekommen sein, denn dann rückte der Titan an.
Yeremi schaute auf seine Uhr und sprang dann von dem Felsen. Es war längst Zeit, daß er nach Hause kam. Vater würde schon auf ihn warten. Seit Tagen versuchten sie zusammen ein Programm zu schreiben, daß die Sonnenkollektoren effektiver arbeiten lies. Yeremi war dabei sehr wichtig, konnte er doch besser programmieren als sein Vater. Dennoch wollte die Leitzentrale das Programm einfach nicht fressen. Es war zum aus der Haut fahren.
Yeremi rannte mit großen Schritten zum Jeep. Er durfte inzwischen regelmäßig mit ihm fahren und in sogar benutzen um in den Bruch zu fahren. Das war bedeutend besser als mit dem Bike dort hin zu rauschen und jedes mal um sein Leben fürchten, wenn Gregor am Steuer saß. Aber von Gregor hatte er schon lange nichts mehr gehört. Schon Wochen lang hatte er sich nicht gemeldet. So schlimm konnte selbst der Verlust des Bikes nicht gewesen sein. Immerhin hatten seine Eltern eine Menge Geld. Yeremi beschloß morgen Nachmittag bei Gregor vorbei zu fahren und endlich nach zu fragen wo er war. Yeremi musste sich eingestehen, daß er das schon viel früher hätten tun sollen, aber er fuhr nicht gerne zu Gregors Haus. Sein Vater Kasian war ihm unangenehm. Yeremi war nur selten im Haus gewesen und es schien auch so, als sei dies nicht erwünscht gewesen. So hatte Yeremi den Besuch immer weiter hinaus gezögert. Aber er konnte seinen Freund nicht einfach im Stich lassen. Vielleicht brauchte er ein wenig Rückendeckung gegenüber seinem Vater. Kasian konnte manchmal sehr Herrisch sei, hatte Gregor gesagt. Mit diesen Gedanken bog der Jeep in die Farm ein. Ein pa
ar Steine prasselten gegen die Treibhäuser die am Weg standen, als Yeremi zu stark bremste.
Sein Vater kam aus der Tür als er den Jeep hörte. “Reichlich spät Sohn!” war die Begrüßung. “Ich war noch oben am Felsen und hab geschaut was die Firma macht. Die scheinen bald fertig zu werden” versuchte Yeremi ablenkend zu antworten. “Ja das sind sie wohl, aber sie wollen mehr Geld, da sich das Tiberium tiefer in das Erdreich gefressen hat als vermutet.” antwortete sein Vater in einem besorgten Tonfall. “Wir haben kein Geld mehr und die anderen aus dem Dorf haben bestimmt auch nichts mehr in ihren Strümpfen. Ich glaube die Firma wird wieder abziehen und das Tiberium ist noch da, wenn kein Wunder geschieht” redete sein Vater weiter. Mit diesen Sorgen im Kopf gingen sie nach drinnen und begannen wieder an dem Programm zu schreiben.
Es wurde bereits Nacht, als Yeremi das neue Programm in den Rechner hoch laden konnte. Aber dieses mal gab es keinen “Error” oder etwas ähnliches mit dem sich der Rechner beklagte. Es schien zu funktionieren. Yeremi war stolz das Programm doch noch gerichtet zu haben. Er rieb sich müde die Augen und surfte noch ein wenig im Internet. Dort suchte er die Internetseiten seiner Freunde auf. Nur die Seite von Gregor war nicht aufrufbar. Sogar sein Server, den er von seinem Vater bekommen hatte, war nicht erreichbar. Yeremi erinnerte sich an sein Versprechen morgen Nachmittag nach Gregor zu sehen. Yeremi klickte noch auf eine regionale Newsseite und las dort etwas über die GDI Untersuchungen im Tal. Inzwischen war es klar, daß es kein Unfall gewesen war. Irgend etwas hatte am Rumpf des BMT Beschädigungen hinterlassen, die nicht vom Erdboden stammen konnten. Angeblich hatte man auch einen Verdächtigen. Diese Person wurde bereits unter Arrest gestellt, da man vermutete, daß die emotionalen Ausbrüche gegenüber Leutnant Conner nicht das einzige geblieben sind, was er getan hatte. Allerdings gab die Untersuchungsbehörde zu, angesichts der Verdienste der Person im Tiberiumkrieg Zweifel an seiner Schuld zu haben.
Yeremi wußte sofort wer gemeint war. Sie hatten Sam festgenommen. Ausgerechnet Sam. Er hatte so schwer geschuftet um das Tiberium einzudämmen. Irgendwann in der Nacht ist er tot müde nach Hause gegangen. Wann wußte Yeremi nicht mehr genau. Jetzt dachte die GDI also Sam hätte sich an Conner gerächt. Aus welchen Gründen auch immer. Yeremi rieb sich wieder die Augen und schaltete dann den Computer ab. Er war ziemlich müde von der ganzen Arbeit an dem Programm. So dauerte es nicht lange bis Yeremi eingeschlafen war.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen gerade auf die Farm als Yeremi erwachte. Neben den Vögeln die im nahen Wald ihr erstes Morgenlied zwitscherten, konnte Yeremi seinen Vater im Schuppen rumpeln hören. Natürlich war er schon lange wach. Alte Gewohnheiten wie er sagte. Allerdings fragte sich Yeremi immer wieder warum er seine Gewohnheiten so gerne auf ihn übertrug und früh morgens immer an Orten arbeitete, die in Yeremis Hörweite lagen. Wohl wieder eine neue Trainingsmethode. Immerhin konnte er so nie verschlafen. Inzwischen hatte er einen eigenen Rhythmus gefunden, der ihn eh immer um diese Zeit aufwachen lies. Yeremi überlegte ,sich ob er das seinem Vater sagen sollte um ihm davon ab zu halten ihn immer durch das laute Klappern von Metall auf Metall zu wecken. Aber er verwarf den Gedanken schnell wieder. Nicht das Mutter mit bekam was Vater da wieder machte. Yeremi musste diesen Morgen nichts an der Farm helfen. Anscheinend hatte der Rechner tatsächlich das Programm gefressen und richtete die Kollektoren noch genauer aus. Obwohl man das erst heute Abend an der Ertragskurve der Stromproduktion sehen würde, fühlte sich Yeremi gut. Er konnte sich den Jeep ausleihen, da sein Vater heute scheinbar einen Waldlauf machen wollte um die Kollektoren sportlich zu kontrollieren. Das konnte Yeremi nur recht sein. Er drehte den Zündschlüssel um und legte den ersten Gang ein. Mit einem Heulen kam der Jeep ins rollen und fuhr aus der Farm. Yeremis Mutter rief noch etwas von Tomaten einkaufen hinter ihm her, aber das hörte er bereits nicht mehr. Dummer Weise hatte der Jeep eine Art Nachrichtenpad und so kam der Einkaufszettel zwei Minuten später aus einem Schlitz im Armaturenbrett. Yeremi mußte grinsen als er sah wofür die militärische Technik des großen Tiberiumkrieges heute benutzt wurde. Er beschleunigte als er auf die breite Dorfstraße kam und mußte prompt einem der LKWs ausweichen die hier entlang rollten. Ein lautes dröhnendes Hupen war die Antwort des Fahrers im Lkw. Angesichts der Geldforderungen der Firma, hob Yeremi lediglich den Arm um dem Fahrer seinen Mittelfinger zu präsentieren, sollte er in den Rückspiegel schauen.
Heute war kein Markttag und das bedeutete Yeremi mußte 10 Kilometer fahren wegen dem Einkaufszettel. Er mußte in den nächste große Stadt fahren. Nicht das ihn das gestört hätte. Fahren machte ihm Spaß. Sehr sogar. Er verließ das Dorf und kam an dem Titan vorbei. Er war schon öfters an dem Metallmonster vorbei gefahren, aber er war immer wieder beeindruckt über die schiere Größe des Läufers der GDI. Die Untersuchungen schienen abgeschlossen. Zumindest schien es so. Denn die fünf Soldaten bauten gerade die Zelte ab, in denen sie die letzte Woche gewohnt hatten. Vielleicht war das ein gutes Zeichen und sie hatten den Beweis gefunden, daß Sam nicht schuld war. Zumindest hoffte Yeremi das. Er gab abermals Gas um die lange Gerade auszunutzen die ihn zur Hauptstraße führte. Die Fahrt selbst verlief ereignislos und so verlor sich Yeremi in Gedanken. Sein schlechtes Gewissen wuchs immer mehr. Warum hatte er sich nicht früher darum gekümmert was mit Gregor los war. Er würde gleich nach dem Mittagessen zu ihm runter fahren und nach Gregor fragen. Mit diesen Gedanken passierte er das Ortsschild und bog in die Straße ab an der ein Supermarkt lag. Am Ende der Straße lag das GDI Gelände des Landkreises. Eine gelbe Flagge mit dem Adleremblem wies deutlich darauf hin. Es war ein kleiner Aussenposten. Das sah man sofort. Drei niedrige Gebäude und ein Fuhrpark, der aus zwei oder drei Titanen bestand. Natürlich plus die Standartcrew. So nannte es jedenfalls Yeremis Vater. Er erzählte einmal, daß jeder Posten eine gewisse Anzahl an BMTs und Einmannläufern besäße.
Yeremi hatte es eilig und so drängte er sich durch den Supermarkt. Einige ältere Leute riefen ihm Beschimpfungen hinter her, daß es das früher nicht gegeben hätte, aber Yeremi kannte das Spiel. Er würde das in einigen Jahrzehnten auch sagen. Aber jetzt hatte er nicht die Zeit diesen Standpunkt gegenüber dem besonders lauten Opa dort hinten zu vertreten. Schon war er mit seinem Korb an der Kasse und schob seine Creditkarte ein. “Ich liebe es ... keine schwätzigen Kassiererinnen mehr” murmelte Yeremi als er sich Gedanken darüber machte, was geschehen würde, falls je wieder eine Kassiererin hier sitzen würde und einen Plausch mit dem Opa von eben halten würde.
Yeremi kam pünktlich zum Mittagessen an. Er hatte sogar den Einkaufszettel richtig interpretiert und alles eingekauft. Ein Pluspunkt im Familienleben. Das Mittagessen bestand hauptsächlich aus Soja. Leider mußten sie sparen. Die Bezahlung der Tiberium Eindämmungsfirma hatte eine Menge Geld gekostet. Alle Bewohner des Tales hatten ihre Ersparnisse geopfert und nun sollte es nichts gebracht haben. Aber die Stimmung am Esstisch entsprach nicht dem was Yeremi angesichts dieser Tatsache erwartet hatte. Dann wurde auch ihm die gute Nachricht mitgeteilt. Kasian hatte den restlichen Betrag bezahlt, den die Firma gefordert hatte. Nicht ohne murren und meckern, aber er hatte freiwillig das Geld gegeben. Niemand hatte ihn darum gebeten und überhaupt daran gedacht, daß er etwas mehr als den normalen Satz bezahlen würde. Jeder Dorfbewohner hatte einen Satz bezahlt. Einen Durchschnittswert der Rechnung.
Nach dem Mittagessen mußte Yeremi noch für seinen Vater einige Feineinstellungen an einer Ertragskurve vornehmen. Das hatte zwar wenig mit programmieren zutun, aber sein Vater konnte mit dem ganzen Zeug nicht sehr viel anfangen. Er sagte immer, er wäre Soldat und kein Tech-Freak. Die automatische Antwort von Yeremis Mutter war dann, daß er nun Farmer sei und endlich vergessen sollte das er einmal bei der GDI war. Das führte regelmäßig zu einem kleinen Streit, mit jeweils den selben Argumenten und Vorwürfen. Aber heute war das nicht der Fall. Also schnappte sich Yeremi den Jeep und fuhr zum Dorf hinunter. Er hatte wenig zutun in letzter Zeit. Es gab Wochen im Frühling, da war er nicht aus den Treibhäusern gekommen bis es dunkel war. Ihm war das nur recht und inzwischen war er sehr froh darüber, daß sie die Farm umgerüstet hatten. Es lief nun sehr vieles automatisch. Es blieb jetzt soviel Zeit, daß selbst Yeremis Vater öfters frei hatte und sich mit den Ertragskurven beschäftigen konnte. Aber er schien nicht nur mit den Farmstatistiken zu arbeiten. Manchmal, wenn Yeremi ihm über die Schulter schaute klickte er schnell irgendwelche Dateien weg, auf denen ein GDI Logo zu sehen war. Yeremi grübelte darüber allerdings nicht viel nach. Vermutlich hatte sein Vater immer noch Kontakt zu ein paar alten Kameraden und die schickten ihm ab und zu Emails. Diese Emails trugen natürlich dann das GDI Logo im Briefkopf.
Yeremi bog um die Ecke im Dorf die zu Gregors Haus führte. Schon von weitem leuchtete das Weiß in der Sonne. Es war ein heißer Sommer und die Sonne brannte sich in das Tal. Staub wirbelte auf, als der Jeep abbremste und vor dem Tor zum Stillstand kam. Yeremi sprang aus dem Jeep und ging zum Tor. Er drückte auf den roten Knopf der offensichtlich die Klingel war. Zuerst rührte sich nichts im Haus, doch dann sprang der Videobildschirm neben dem Knopf an und Kasians Gesicht war zu sehen. “Ja?” fragte es etwas blechern aus dem Lautsprecher. “Hallo Kasian. Ich bin’s Yeremi. Ist Gregor zuhause?” begann Yeremi. “Gregor? Hat er dich nichts erzählt?” fragte Kasian. “Äh nein was denn.” antwortete Yeremi überrascht. “Nun er ist auf ein Internat gegangen. Komisch, komisch das er dir davon nichts gesagt hat. So was...” sagte Kasian. Im Hintergrund hörte man eine andere Stimme. Sie klang irgendwie mechanisch, sie schien nach Kasian zu rufen. “Oh ein Anruf für mich. Machs gut Yeremi.” Beendete Kasian abrupt das Gespräch und der Videobildschirm erlosch.
Lange stand Yeremi verstört am Tor und versuchte zu verstehen, warum Gregor ihm nichts davon erzählt hatte. Irgendwie konnte Yeremi das nicht glauben. Sollte Gregor gar nicht sein Freund gewesen sein? Nein es konnte nicht so sein. Aber er war nicht mehr hier. Yeremi drehte sich langsam von dem großen Tor weg. Er stieg in den Jeep und fuhr den Weg weiter. Normalerweise hätte er drehen müssen um nach Hause zu kommen, aber ihm war nicht gerade danach jetzt nach Hause zu fahren. So folgte er dem Weg, der zu Gregors Haus führte weiter. Er führte in den Wald. Der Jeep hatte eine stattliche Steigung zu meistern. Aber GDI-Produktion war robust und so kam der Jeep mit einigen Jaulen den Hang hinauf. Yeremi stoppte den Wagen als er unter sich die Lichter des Hauses sah, in dem bis vor einiger Zeit Gregor gewohnt hatte. Yeremi schaute nach unten. Er konnte es nicht glauben und irgendwie war er wie gelähmt von der Tatsache, daß Gregor weg war. Er setzte sich auf die Motorhaube und schaute auf das weiße Haus mit all seinen Statuen im Garten und dem künstlich angelegten Garten. Es musste ein Vermögen gekostet haben dieses Garten anlegen zu lassen. Aber scheinbar hatten die Gärtner noch nicht ihre volle Summe bekommen. Dort im hinteren Teil des Gartens gab es ein großes Erdloch. Nun kein richtiges Loch. Mehr eine Mulde die mit aufgewühlter Erde gefüllt war. Yeremi schaute in die Abendsonne und grübelte was wohl in Gregor gefahren war. Er war nun schon den ganzen Nachmittag hier oben, aber er wollte nicht nach Hause und so starrte er weiterhin ins Tal hinab. Dies war eine gute Stelle. Nicht so gut wie der Felsen, aber man sah das Tal einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Alles war größer als beim Felsen und man sah mehr Details. Yeremi strecke sich auf der Motorhaube aus und schaute in den Himmel. So verging die Zeit. Yeremi schaute dem Tag zu, wie er zu Neige ging und die ersten Sterne am Himmel erschienen. Yeremi wurde müde, doch er konnte sich nicht aufraffen nach Hause zu fahren. Er wollte einfach nur verstehen warum Gregor so gehandelt hatte. Yeremi erwachte aus seinen Gedanken als er ein lautes Knirschen im Tal hörte. Kurz aber laut. Er stützte und schaute auf die Uhr. Hatte die Eindämmungsfirma nicht schon mit den Arbeiten fertig sein müssen. Es gab so etwas wie eine Klausel “Nachtruhe” im Vertrag.
Yeremi erhob sich und schaute in das Tal Richtung Süden. Dort waren tatsächlich bis auf einige Warnleuchten alle Lichter erloschen und es war kein Arbeitsgerät zu sehen. Dann sah Yeremi aus den Augenwinkeln im Garten von Gregor eine Bewegung. Er drehte den Kopf und schaute in den Garten. Rötliches Licht schien aus einer Kellertür in den Hintergarten. Ein Mann stand in der Tür und nach den Umrissen zu vermuten war es Kasian. Aber das war nicht die Bewegung gewesen, die er gesehen hatte. Er sprang auf und holte aus dem Jeep das Fernglas seines Vaters.
Ein surren kündigte den Autozoom an und Yeremi konnte erkennen, daß tatsächlich Kasian in der Tür stand. Aber er war anders gekleidet als sonst. Er trug eine nachtschwarze Uniform. Das rote Licht aus dem Haus umriss seine Gestalt seltsam und verlieh ihm eine Aura der Autorität. Im Garten bewegte sich wieder etwas und erst jetzt sah Yeremi wirklich, was sich dort bewegte. Eine Art BMT kam aus dem Loch, das er am Nachmittag bewundert hatte. Das Fahrzeug sah ungewöhnlich aus. Es war mit großen Bohrern besetzt. Das Fahrzeug hatte sich direkt aus dem Erdreich gegraben. Ohne jegliche Probleme. Yeremi versuchte noch näher heran zu kommen, aber der Zoom protestierte mit einem leisen knirschen, also beließ es Yeremi bei dieser Auflösung.
Er beobachtete wie Kasian mit militärischem Schritt auf das Fahrzeug zu ging und sich dort aufbaute. Die Luke des Fahrzeugs flog auf und ein stämmiger Mann sprang nach draußen. Beide begrüßten sich kurz, dann winkte der stämmige Mann, der ebenfalls diese schwarze Uniform trug nach einem weiteren Mann. Alle bewegten sich sehr präzise. Es schienen Soldaten zu sein.
Kurze Zeit später trugen zwei der Soldaten flankiert von Kasian einen Behälter aus dem Haus. Der Behälter schien aus einem transparenten Material zu sein. Aber er war etwa einen Meter lang und fast einen halben Meter breit. Yeremi konnte nicht genau erkennen was es war, aber es schimmerte matt im Mondlicht, bevor sie es in das Fahrzeug luden. Yeremi verstand nicht ganz was dort unten geschah, aber er hatte das Gefühl seinem Vater davon erzählen zu müssen. Er blieb noch einige Zeit und beobachtete den Garten, doch kaum war das Fahrzeug in der Erde verschwunden, da war auch Kasian nach drinnen gegangen. So packte Yeremi das Fernglas weg und stieg in den Jeep. Er nahm einen Umweg um nicht am Haus vorbei fahren zu müssen, aber schließlich kam er daheim an. Sein Vater saß auf einem Lehnstuhl vor der Tür. Er schien auf Yeremi zu warten.
Symbolischer Besuch
Noch am letzten Abend hatte es einige Überraschungen gegeben. Nicht nur die Geschichte von Yeremi war beunruhigend. Vor allem angesichts dessen, daß er noch nie Drogen genommen hatte und nie eine Lüge erfand wenn er zu spät kam. Yeremis Vater hatte auch einiges zu berichten. Er war in den Dienst zurück beordert worden. Abermals waren seine Spezialkenntnisse in Bezug auf die Bruderschaft gefragt. Yeremis Mutter war überhaupt nicht begeistert gewesen als sie all dies erfuhr.
Auch Yeremis Vater wußte nichts mit dem anzufangen was Yeremi da gesehen hatte. “Und du bist dir ganz sicher, daß das Fahrzeug direkt aus der Erde kam?” hakte er abermals nach. “Aber ja doch. Es kam direkt aus der Erde hoch geschossen. Irgendwie hat es sich gegraben” beteuerte Yeremi. “Hmmm ...” machte sein Vater und kratzte sich den 3-tage Bart. “Ich muß in den nächsten Tagen nach Sarajevo. Sie wollen mich im Tempel von NOD haben. Sie haben nicht mehr viele, die ihn damals gesehen haben, bevor er zusammen geschossen wurde. Es geht um irgendwelche Mosaike. Ich habe sie damals durch mein Fernglas gesehen. Sie waren an einem Eingangstor angebracht. Vermutlich wollen sie, daß ich sie helfe zusammen zu setzen” berichtete er. “Das können sie doch auch machen, in dem sie dir Bilder davon schicken oder?” begann Yeremis Mutter an zu setzen, aber er hob nur die Hand und meinte: “Befehl ist Befehl. Sie haben mich einfach eingezogen. Sie haben gar nicht erst gefragt.” Yeremis Mutter murmelte irgend einen GDI-feindlichen Spruch in sich und erntete dafür einen giftigen Blick. Um von diesem Thema abzulenken, begann Yeremi ein wenig über die Eindämmungsfirma zu plaudern, doch sein Vater schien irgendwie abwesend. Plötzlich schaute er auf und sagte: “Sohn! Heute Abend besuchen wir Kasian. Ich wollte mich eh für seine Spenden bedanken. Vielleicht finden wir heraus, was das für ein Spielzeug ist, das er da im Garten graben läßt.”
Damit war es also klar. Yeremi würde eine neue Gelegenheit bekommen nach zu forschen, warum Gregor einfach verschwunden war. Der Tag verging sehr langsam. Es gab nicht viel zutun und so setzte sich Yeremi vor den Fernseher und schaute CNN - Deutschland. Hauptthema heute: Tiberium und seine neuste Version.
Schon länger hatte es Gerüchte gegeben, daß es eine neue Version des grünen Tiberiums gab. Nun war es also sicher. Eine Forschertruppe hatte ein Feld mit blauem Tiberium gefunden. Noch gefährlicher als sein kleiner Bruder. Aber das schlimme war nicht das blaue Tiberium an sich, daß kannte man schon länger. Es war ein großer Kristall, der das blaue Tiberium nachwachsen lies, der so sensationell war. Während die Reporterin in ihrem heile-welt Look versuchte die Ergebnisse des Forscherteams zu interpretieren schaltete Yeremi um. Ihm war nach leichter Kost und so sah er sich einen alten Zeichentrick an. Nicht gerade das passende für Einen, der im Herbst volljährig wurde, aber man konnte es anschauen ohne dauernd an die Zukunft denken zu müssen. Mit der Zukunft stand es sowie schlecht genug, da mußte man nicht noch darüber nachdenken.. Jedenfalls bemerkte das Yeremi wieder einmal, als er die regionale Newsseite aufrief. Dort wurde von neuen Tiberiumfeldern berichtet die nicht einzudämmen waren. Der gesamte Landkreis schien in nächster Zeit verseucht zu werden.
Aber niemand wußte wie das Tiberium es in diese Gegend geschafft hatte. Bis zu Beginn des Jahres hatte sich der Landkreis noch mit dem Titel: “Tiberiumfreie Zone” schmücken können. Nun war das auch dahin. Im Tal war zum Glück die Gefahr gebannt. Fragte sich nur für wie lange. Aber wieder und wieder nagte Yeremi die Frage im Hinterkopf, wie das Tiberium zu ihnen ins Tal gekommen war. Natürlich kann man sich vorstellen, das ein Lkw ein paar Kristalle in den Kreis gebracht hatten und die nun dort wuchsen, aber wie in aller Welt kam Tiberium in die letzte Ecke des Tales. Dort fuhren keine Fahrzeuge herum, die vorher durch Tiberumgebiete gefahren waren und die Kühe dort hatten auch selten die Angewohnheit Tiberium an ihren Hufen zu haben.
Yeremi verfluchte Gregor. Wieder war er an einem Punkt, an dem er nicht weiter kam. Wurde es Gregor zu langweilig hier? Jetzt da der Lehrer in Urlaub war und man alle Zeit der Welt hatte? Yeremi verstand das nicht. Schon gar nicht, da Gregor nicht gerade ein sehr begeisterter Schüler war. “Gregor in einem Internat?” murmelte Yeremi und schüttelte den Kopf. Irgend etwas stimmte da nicht, soviel war sicher und Yeremi hatte vor Kasian heute Abend ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Mit diesen Gedanken stand Yeremi von seinem Schreibtisch auf und ging an die frische Luft. Dort kam ihm Sam entgegen. Er sah wesentlich besser aus, als beim letzten Mal als sie sich getroffen hatte. Die Wunde von dem Blitz war zu einer langen roten Linie geworden die sich über seine Gesichtshälfte den Hals entlang zog, um dort im Hemd zu verschwinden. “Hallo Yeremi” begrüßte Sam ihn lächelnd. Während er lächelte zog sich sein Narbengeflecht im Gesicht zusammen und gab ihm noch ein seltsameres Aussehen als er sowieso schon hatte. Plötzlich stand Yeremis Vater neben Sam. Er war aus einem der Schuppen gekommen. “Sam wird Euch ein wenig zur Hand gehen, während ich in Sarajevo bin” berichtete er. “Ah freut mich Sam” sagte Yeremi. “Er kommt heute Abend auch mit zu Kasian” begann Yeremis Vater, “Er findet das Ganze auch seltsam und wir GDIs haben halt doch ein gesundes Maß an mißtrauen.” Er grinste zu Sam und dieser lächelte ebenfalls. “Du warst in U-Haft stimmt‘s?” fragte Yeremi. Sam nickte nur und sagte dann: “Ja, aber sie haben dann doch gemerkt daß ich es nicht war. Jetzt gehen sie von einem Anschlag einer Terrorgruppe aus. Irgendetwas soll im Boden gewesen sein und den BMT von Conner umgeworfen haben. Daher interessiere ich mich so sehr für Kasian, seit dem dein Vater mir das erzählt hat.”
Im Gespräch mit Sam verging der Nachmittag schnell. Sam und Yeremi verstanden sich prächtig. Es gab nicht mehr viel zutun seit die Farm automatisiert worden war, aber einige Sachen mussten Sam noch gezeigt werden. “Und was ist das, Nick?” fragte Sam Yeremis Vater. “Das sind die Ventile für die Bewässerung. Stellt den Druck niedriger ein falls das Wasser knapper wird. Aber ich denke es wird Zeit. Den Rest erklärt dir Yeremi morgen. Ich habe vorhin einen Brief bekommen. Morgen holt mich ein Jeep ab und bringt mich zum nächsten Heliport. Sie haben es wohl eilig.” sagte Nick.
Sie machten sich ein wenig fein und zogen einige bessere Kleider an um ordentlich auszusehen. “Wir besuchen Kasian und wollen uns für seine großherzige Spende bedanken. Und nach deiner Geschichte möchte ich auch einmal das Haus von innen sehen” erklärte Yeremis Vater was er vor hatte.
Sie fuhren gemächlich mit dem Jeep ins Tal. Inzwischen war die Dämmerung über das Tal gekommen und die Scheinwerfer des Jeeps waren bereits eingeschaltet. Einige Dorfbewohner winkten ihnen zu als sie durch das Dorf fuhren. Aber sie waren schnell hindurch und auf der Straße die zu Kasians Haus führte. Der Jeep stoppte vor dem Haus. Als die Drei vor dem Tor standen sahen sie eine Mannschaft Gärtner in den Anlagen um das Haus herum wuseln. Es musste ein Vermögen kosten so viele Angestellte zu beschäftigen. Einige polierten die Statuen aus Marmor im Garten und verliehen ihnen einen hübschen Glanz in der untergehenden Sonne, welche mit den letzten Strahlen ein rötliches Ambiente schufen. Sam drückte auf dem Knopf und der Videobildschirm erwachte nach einigen Sekunden zum Leben. “Ja bitte?” hörte man die Stimme von Kasian blechern aus dem Lautsprecher quäken. Auf dem Videobildschirm war nur eine dunkle Körpermasse zu sehen. Es schien als sei die Kamera gerade nicht richtig ausgerichtet. “‘N Abend Kasian. Wir wollten dich mal besuchen und unseren Dank für die Spende ausdrücken.” sagte Nick in Richtung des Videobilds. “Ah fein., fein. Wartet einen Moment” sagte Kasian und mit einem Surren öffnete sich das Tor. Die beiden Flügel schwangen auf und ließen die Drei ein. Yeremis Vater voran gingen sie wie eine Speerspitze über den Kiesweg zum Eingang. Der Rasen war perfekt geschnitten. Die Statuen glänzten matt, vor allem jene, die das Personal gerade geputzt hatten. Es fehlte nur noch, daß einer der Angestellten die Blütenblätter der Rosen bügelte, dachte Yeremi beiläufig. Aber er konnte keinen solchen Angestellten erblicken. Sie blieben bei den normalen Tätigkeiten eines Gärtners.
Kasian stand am Eingang zwischen den zwei mächtigen Säulen die das Dach zu stützen schienen. Aber Yeremi wußte, daß war alles nur Schmuck. Kasian trug einen schwarzen Anzug der perfekt auf seine etwas anderen Proportionen zugeschnitten schien. “Ah willkommen meine Freunde. Oh sogar Yeremi ist dabei. Ich soll dir schöne Grüße von Gregor ausrichten. Er will bald vorbei kommen und dich besuchen.” begrüßte sie Kasian. In Yeremis Hals bildete sich ein Klos. Aber er antwortete höflich: “Ah das ist ja schön” und lächelte gezwungen. Kasian drehte sich zur Tür und neigte leicht den Oberkörper und winkte einladend mit der Hand. Die Drei gingen durch die Tür in die Empfangshalle. Eine große Statue dominierte den Raum. Sie war zentral in der Mitte aufgestellt und wurde von einer Platte aus schwarzen Gestein getragen. Die Figur war abstrakt dargestellt. Eine Art göttliches Wesen. Yeremi versuchte Details zu erkennen, aber die Skulptur war so angelegt, daß man in diesem Licht wenig erkennen konnte. Alle Drei bestaunten einige Sekunden die mächtige Skulptur, dann brach Kasians Stimme durch die Stille, die in der Eingangshalle herrschte. “Nun ich sammle afrikanische Skulpturen. Diese hat mich ungemein beeindruckt. Ich habe sie schon vor unserem Umzug besessen und sie extra einfliegen lassen.” erzählte Kasian. “Beeindruckend,” sagte Sam, “Ich war damals in Afrika stationiert. Aber so etwas habe ich dort nicht gesehen. Wo genau kommt das her?”
Kasian schien die Frage nicht zu gefallen, dennoch beantwortete er die Frage: “Das weiß keiner so genau. Aber ich habe sie aus der Nähe von Kairo. Dort soll sie lange Zeit gestanden haben. Aber keiner wollte sagen wer oder was die Statue darstellt.” Yeremis Vater betrachtete immer noch die Statue und meinte dann: “Hmm irgendwie kommt der Kerl mir bekannt vor.” Kasian lachte leise und meinte:” Ja das Gefühl habe ich auch immer wieder. Ich vermute der Künstler hat das Gesicht so angelegt, daß man immer glaub jemanden wieder zu erkennen.”
“Wäre möglich” meinte Sam. “Ach aber wenn ihr schon solch ein Interesse an Kunst besitzt zeige ich Euch jetzt etwas noch schöneres. Ihr müßt wissen, ich habe selten Besuch mit dem ich meine Leidenschaft für die Kunst teilen kann” hörten die Drei Kasian sagen, der schon in eine Tür ab getaucht war. Sie folgten ihm einige Stufen nach unten. Es schien als ob dies ein Kellergewölbe war. Alles war in mattes Licht getaucht. “Schaut Euch das an!” rief Kasian laut aus. “Statuen und eine Steintafel aus Kairo. Keiner konnte mir sagen was es ist. Diese Schrift scheint niemand zu kennen.” Mit weit geöffneten Mund starrten die Drei in das Kellergewölbe. Überall gab es kleine Nischen die mit einer marmorn Statue bestückt war, die dezent beleuchtet wurde. Viele zeigten die selbe Person die sie in der Eingangshalle gesehen hatten. Aber im Mittelpunkt des Gewölbes stand eine Schrifttafel. Sie wurde von jeder Seite durch rote Strahler erhellt. Es schien als ob nur so die Schrift auf dem schwarzen Stein sichtbar würde. “Mein teuerstes Stück!” rief Kasian aus und deutete begeistert auf die Tafel aus Stein. “Es kommt aus dem Iran oder Israel. Keiner kann das genau sagen. Aber dies ist die Schrift, die keiner kennt” berichtete Kasian begeistert und kicherte leise. Die Drei waren immer noch überwältigt von den Kunstschätzen die sich in ihrem Tal befanden, ohne daß irgendjemand davon wußte.
“Ach ich denke das Essen sollte fertig sein. Wenn ihr mir bitte folgen wollt” riss Kasian sie aus ihrem Staunen. “Das Essen?” fragte Yeremi überrascht. “Aber, aber Yeremi, du bist doch schon öfters hier gewesen. Kein Gast geht hier ohne eine Kleinigkeit gegessen zu haben” sagte Kasian mit einem breiten Lächeln.
Sie gingen wieder die Stufen in die Eingangshalle hinauf. Kasian führte sie auf die andere Seite der Halle und öffnete eine Türe. Das edle Holz der Türe schwang zur Seite ohne ein Knarren. Dahinter befand sich ein großer Raum mit einem langen Tisch. Der Tisch war für vier Personen gedeckt. Kerzen brannten auf dem Tisch in silbernen Ständern. Sam schüttelte den Kopf. Yeremi wußte was er dachte. Welch eine Verschwendung an Geld. Er war ja schon einige Male hier gewesen, aber er hatte sich eben eingestehen müssen, daß er fast immer durch den Seiteneingang gekommen war und noch nie das Haus ganz gesehen hatte. Jetzt kam es ihm so vor, als ob Gregor ihn immer um all die Kunstschätze und viele Räume herum gelotst hatte. Im Grunde kannte er vor allem das Zimmer von Gregor und sonst nur den Eingang und die Treppe. Das brachte Yeremi weiter ins Grübel während sie sich setzten.
Ein Butler, den Yeremi noch nie hier gesehen hatte, brachte ihnen ein delikates Abendessen. Yeremi betrachtete den Butler etwas genauer, konnte aber an ihm nicht die Würde und Ausstrahlung erkennen, die man aus dem Fernsehen von seinen Kollegen her kannte. Er wirkte mehr wie ein stämmiger Ochse. Breite Schultern, Hände groß wie Teller erschien er nicht gerade der perfekte Butler. Von seinem Anzug ganz zu schweigen. Dieser schien ihm überhaupt nicht zu passen, aber dann lenkte Yeremi sein Interesse mehr auf das vorzügliche Essen. Selten bekam man heut zu Tage noch ein Stück Lamm zu sehen. Ganz zu schweigen von einem ganzen Tablett.
Alle Drei griffen mächtig zu und das schien Kasian zu gefallen, der die ganze Zeit seltsame Witze riss und aus seinem Leben in Afrika erzählte ohne wirklich irgend etwas preis zu geben. Jedenfalls kam das Yeremi so vor. Inzwischen erkannte er auch, daß Gregor ihm nie etwas von Afrika erzählt hatte. Ein paar Geschichten über das Land vielleicht, aber nie etwas genaues. “Was haben sie dort unten gemacht Kasian” fragte Yeremi daher. Die schien Kasian etwas aus der Fassung zu bringen. Er hörte einen Moment auf zu kauen bevor er den ganzen Brocken mit sichtlicher Mühe herunter schluckte. “Ach ich war Händler in Kairo und den umliegenden Gebieten. Ich habe mit Rohstoffen gehandelt” begann Kasian dann. “Auch mit Tiberium?” hakte Sam nach. “Ja gewiss, als es noch selten war, rissen sich ja alle darum. Es war so wertvoll wie eine Erdölquelle wenn man ein Feld entdeckt hatte” sagte Kasain. “Und dann kam NOD und sie mussten fliehen” stellte Yeremis Vater fest. “Ja so in der Art war es. Nicht sofort, aber als es in Kairo so schlimm wurde, da ging ich nach Europa. Wir waren zuerst in Jugoslawien, aber dort war es auch nicht besser. Dann hat mir ein Freund von dieser Region erzählt. Ich konnte nicht widerstehen” erzählte Kasian. “Und ihre Frau?” fragte Sam, “ich habe sie noch nie gesehen. Aber im Dorf sagt man sie wären verheiratet.” Kasian schaute finster ins Leere und antwortete dann. “Sie wurde in Kairo getötet. Die GDI versuchte mit ihren Orcas eine vermeintliche Stellung von NOD in einem Vorrot auszuräuchern. Wir waren dort....” Kasians Stimme stockte. “Das tut mir leid” sagte Sam.
Yeremis Vater schaute auf und sagte. “Ich denke es ist Zeit zu gehen. Ich danke ihnen für die Gastfreundschaft, aber meine Frau wird uns sicher schon vermissen.” “Aber natürlich, wir wollen die Gute doch nicht in Sorge lassen” antwortete Kasian wieder in seinem gewohnt überzogen höflichen Tonfall. Er zerknüllte bedächtig seine Serviette und stand dann auf. Er führte seine Gäste zum Eingang zurück und öffnete die Tür. “Ich hoffe wir sehen uns einmal wieder” sagte er lächelnd und verneigte sich leicht. “Warum nicht” sagte Sam, “wenn Gregor wieder zurück ist, wird er sicherlich wollen das Yeremi ihn besucht. Das wäre doch eine gute Gelegenheit.”
“Ah ja sicher, sicher. Ich werde es ihm sagen” sagte Kasian. Sie bedankten sich nochmals und gingen dann auf das Tor zu, daß sich schon vor ihnen öffnete.
Es war ein eindrucksvoller Abend gewesen und alle Drei hingen ihren Gedanken nach. So fuhren sie schweigend zurück zur Farm. Sam bekam das Gästebett zugewiesen. Yeremis Mutter führte im Haus ein eisernes Regime wie Yeremi immer sagte und so war alles schon vorbereitet als sie ankamen. Keiner hatte das verlangen sich groß über das Erlebte zu unterhalten und so ging alles ins Bett.
Orca
Yeremi erwachte früh am Morgen. Ein Wagen war draußen vorgefahren. Yeremi verfluchte sein offenes Fenster. Er hörte noch wie sein Vater mit jemandem redete. Jemand begrüßte ihn mit seinem Vornamen. “Morgen Nick. Als ich hörte, da du wieder im Dienst bist, mußte ich dich einfach abholen.” Sein Vater antwortete: “Ich wollte schon immer mal von einem so ranghohen Soldaten gefahren werden.” Beide lachten und man hörte die Türen zuschlagen, dann fuhr der Wagen ab. Also war sein Vater nun auf dem Weg nach Sarajevo. Er würde noch einmal den Tempel von NOD sehen. Und zwar aus der Nähe. Mit diesen Gedanken drehte sich Yeremi wieder um und schlief noch einmal ein.
Nick stand nach drei Stunden Fahrt auf dem Militärflughafen und sah den Orca landen, der ihn nach Sarajevo bringen sollte. Er grinste begeistert. Lange war er nicht mehr dabei und so gab es viel zu lernen für ihn. Es war auf jeden Fall eine große Abwechslung zum Leben auf der Farm. Es kam ihm wie ein kleiner Urlaub vor. Sein alter Kamerad, der ihn abgeholt hatte, war wieder verschwunden. Er hatte noch anderes zutun. Irgend eine Terrorgruppe. Vielleicht eine Splittergruppe der alten NOD Organisation. Die Terrorgruppe machte die Region Deutschland Mitte unsicher. Auch der Unfall im Tal soll so ein Anschlag gewesen sein.
Der Wind wurde stärker und wehte Nick ins Gesicht. Aber er genoß das. Zu lange war es her, gestand er sich ein. Irgendwie hatte er ein wenig Angst davor mit diesen Orcas zu fliegen. Er kannte noch die Geschwindigkeit der alten Orca-Jäger, aber diese Dinger waren neue Serien und um einiges schneller. Einer der Piloten kam geduckt auf ihn zu und salutierte. “Sir? Private Tsung. Sie haben einen Trip nach Sarajevo gebucht?” “So könnte man es sagen” antwortete Nick und versuchte den Lärm des Orcas zu übertönen. “Na dann rein mit ihnen. Wir starten sofort wieder” sagte Tsung und nahm die Tasche von Nick. Sie liefen geduckt auf den Orca zu um dem enormen Luftzug wieder stehen zu können und stiegen ein.
Als sich der Orca hob, hatte Nick ein komisches Gefühl im Magen. Ob es am Abheben des Helikopters lag oder daran, daß er bald den Tempel von NOD wieder sehen würde, wußte er nicht. Er schaute aus dem Fenster und nach einiger Zeit sah er unter sich ein Tal, daß so aussah wie ihr Tal. Aber es war vollkommen von Tiberium überwuchert und einige Erntemaschinen einer GDI Raffinerie pflügten durch das Tal. In der Mittagssonne leuchtete das Tal in einem grünem Licht, das von einer anderen Welt zu stammen schien. Nick schüttelte den Kopf und kratzte sich unbewußt an seiner Hand, an der er einige Narben von Tiberium davon getragen hatte. Sie waren schon lange verheilt, aber immer noch waren die Erinnerungen frisch und während der Orca mit hämmerten Motoren seinem Ziel entgegen flog, verlor sich Nick in seinen Gedanken. Er war wieder im Jahre 1995. Das hämmern des Orcas wurde zum Hämmern eines Maschinengewehrs in seiner Hand. Er stand in mitten eines Tiberiumfeldes und mit ihm seine Kameraden. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Von den Hügeln rechts schoß ein Geschütz auf sie. Eindeutig ein Panzerabwehrgeschützt. Ihr Glück. Eine Artillerie hätte sie schon längst erledigt. Zur Linken gab es nur eine hohe Steilklippe. Vor ihnen endete das Feld. Aber kurz hinter dem Feld lagen Schützengräben. Diese waren mit NOD Soldaten nur so vollgestopft. Von dort wurden ihnen andauernd Liebesgrüße in Form von Blei und Feuer geschickt. Als ob es nicht genug war, daß die Jungs dort ein Stand-MG hatten, nein sie hatten auch noch einen Flammenwerfer. Beides setzten sie äußerst geschickt ein. Sie hatten sich mitten im Feld hinwerfen müssen. Zum Glück hatte er Mann hinter dem Flammenwerfer zu hoch gezielt und so gingen die Flammen über sie hinweg und versenkten ihnen nur die Uniform. Abermals mussten sie sich hinwerfen. Nick spürte wie sich das Tiberium durch seine Handschuhe fraß und seine Haut angriff. Er fluchte laut und suchte nach einem Ausweg. Das Geschütz auf dem Hügel hatte auf gehört zu schießen. Sie mußten wohl nach laden.
Er hob die Hand und gab seinen Leuten den Befehl den Hügel zu stürmen. Das würde blutig werden, daß wußte Nick, aber besser als hier im Feld langsam getötet zu werden. Wie auf Kommando kam in diesem Augenblick wieder ein Flammenstoß von den Gräben herüber und einer von Nicks Männern sprang schreiend auf. Er brannte lichter loh. Nick schaute weg und hörte nur das Stand-MG hämmern. Er wußte worauf die Noddies gezielt hatte. Sofort nachdem das MG aufgehört hatte zu schießen, stand er auf und rief seinen Leuten zu, sie sollten ihm folgen. Sie stürmten den Hügel. Die Mannschaft des Geschütztes war nicht allein. Dort oben gab es auch Gräben, aber diese waren schwächer besetzt. Nick riss eine Handgranate von seinem Gürtel und war diese in ein Schützenloch, daß von Sandsäcken umgeben war. Die Antwort war ein lautes Krachen und ein schreiender Noddie, der soeben mehr als nur ein Körperteil verloren hatte.
Einer von Nicks Jungs sprang in das Loch und beendete das schreien des Mannes. Das Krachen der Handgranate hatte die restlichen Noddis auf Nick fixiert. Ihm schlugen einige Salven eines Sturmgewehrs um die Ohren, so daß er sich in den Matsch werfen musste. Irgendwo rechts von ihm hörte er einen seiner Leute aufschreien. Es lief nicht gut, aber das Krachen und die kurzen Detonationen danach machten Nick Hoffnung. Das Geschütz hatte seinen Grenadieren keinen Widerstand leisten können. Blieb noch der Graben vor ihnen. Dort hatten sich drei Mann mit Sturmgewehren festgesetzt. Aber sie hatten keine Granaten wie es schien.
Nick griff an seinen Gürtel und warf abermals eine Handgranate. Eine Detonation und eine spritzende Fontäne Dreck aus dem Graben bestätigten Nicks Treffsicherheit. Eines der Sturmgewehre war verstummt. Auch die anderen Gewehre verstummten und plötzlich zerrte etwas an Nick.
Er schreckte hoch und bemerkte, daß er geschlafen hatte. Er war wieder im Orca und dieser war bereits gelandet. “Guten Morgen, Sir” sagte der andere Pilot grinsend. Er hatte Nick ein wenig geschüttelt um ihn zu wecken. “Willkommen in Sarajevo.”
Farmalltag
Yeremi drehte sich gerade zum dritten Mal im Bett um, als er plötzlich aus dem Bett rutschte und auf den Boden krachte. Mit einem lauten Schrei öffnete er die Augen und starrte in das breit grinsende Gesicht von Sam. “Raus aus dem Federn. Was glaubst du wo du bist? Im Urlaub?”
Yeremi hatte plötzlich die Befürchtung, daß Sam noch schlimmer sei als sein Vater. Wo war das angenehme Klappern im Schuppen? Leise fluchend stand Yeremi auf und ging ins Bad. Sam hörte gerade Yeremis Mutter zu, die gerade ihren Standpunkt in Bezug auf das Wecken klar zu stellen versuchte. Yeremi war bereits wach ohne das kalte Wasser, daß er sonst immer brauchte, aber die war nicht gerade ein Vorteil wie er fand. Sein Hinterteil stimmte dem zu während es im Einklang mit seinem Rückgrad gegen solche Weckaktionen wild protestierte. Als er sich dann mit einem Stöhnen an den Frühstückstisch setzte, war die Diskussion beendet und Yeremi konnte nur hoffen in Zukunft sanfter geweckt zu werden. Aber nun begann Sam ein Gespräch über Kasians Haus und all die Kunstgegenstände im Keller. Yeremis Mutter hörte dem nur gerne zu. Das war ihr Futter für den Markt. Man konnte nicht ohne Neuigkeit zum Markt gehen. Jedenfalls erschien das Yeremi manchmal so.
Sam hatte eine Menge Arbeit gefunden, dafür das die Farm automatisiert worden war. Das gefiel Yeremi nicht gerade. Aber immerhin konnte er so ein wenig mehr über Sam erfahren. Gleich nach dem Frühstück brachen sie zu einer Kontrollfahrt der äußeren Kollektoren auf. Während der Fahrt bot sich die beste Gelegenheit Sam ein wenig auszufragen.
“Du warst auch im Krieg oder?” begann Yeremi. “Natürlich, ich denke das weiß das ganze Dorf.” antwortete Sam. “Woher hast du all diese Narben?” bohrte Yeremi ein wenig. Sam schwieg einige Zeit und Yeremi dachte schon, er wäre zu weit gegangen, als Sam antwortete. “Wir waren ein Aufklärungsteam. Der Krieg stand kurz vor seinem Ausbruch und in New York gingen gerade ein paar wichtige Gebäude in die Luft. Unser Auftrag war es ein Gebiet in Israel zu erkunden. Es wurde behauptet dort wäre ein Trainingslager der Terrorgruppe NOD.” Sam schwieg einige Zeit und sie kamen am ersten Kollektor an, als sie ausgestiegen waren, setzte Sam seine Geschichte fort. “Wir starteten von einem Flugzeugträger im Mittelmeer. Es war kein offizieller Einsatz. Die GDI führte keine Einsätze gegen irgendwelche Terroristen. Das kam erst einen Monat später. Wir sollten aber versuchen zu erkunden was dort ablief. Das Gebiet erkunden hieß im Klartext: Truppenstärke erkunden, wichtige Gebäude ausfindig machen und vermutliche Anführer bei Entdeckung eliminieren.” Sam ächzte als er einen Metallfuß des Kollektors etwas besser ausrichtete, dann fuhr er fort. “Wir sprangen aus einem Helikopter ab. Das heißt keine Fallschirme, sondern an einem Seil ablassen und die letzten Meter springen. Da war kein Problem für uns, wir waren die Besten und wir wußten, daß wir einen Krieg vorbereiteten. Solche Aufklärungen bedeuteten immer einen Militärschlag, der folgen sollte.” Sam wischte sich die öligen Hände an einem Lappen ab und schaute ins Tal bevor er sich in Gras setzte und fortfuhr. “Wir hätten das Lager fast übersehen. Es war in einem kleinem Bergtal in den Golanhöhen versteckt. Wir waren schon eine Woche unterwegs gewesen und hatten nur kleine Bergdörfer entdeckt. Aber dieses Tal war anders. Zuerst sahen wir gar nichts. Wir wollten gerade weiter gehen, da leuchtete kurz ein rotes Licht in der Dunkelheit auf. Wir bezogen Position um nach zu sehen was dort unten vor sich ging. Noch in der Nacht fanden wir eine Art Höhle, in die wir uns verkriechen konnten. Es war der ideale Aussichtspunkt und gut getarnt durch einige Büsche.” Während Sam so erzählte verging die Zeit. Er war so in seiner Erzählung vertieft, daß er scheinbar die Zeit vergaß und die Arbeit noch dazu, was Yeremi besonders gefiel. “Am nächsten Morgen sahen wir dann, was sich dort unten befand. Eine kleine Zeltstadt. Getarnt bis auf das Letzte. Eine Luftaufklärung hätte das Lager glatt übersehen. Flache Gebäude wurden errichtet und auf einer Flagge in der Mitte des Tales sah man das Emblem von Nod. Den Skorpion. Natürlich war auch die Flagge getarnt, aber bei Tage konnte man sie erkennen, wenn man wußte wo nach man suchte. Wir sondierten das Gelände und entdeckten ein kleines Tiberiumfeld am Nordhang. Die Gebäude die gerade angelegt wurden schienen Kasernen zu sein. Auch eine Werkstatt wurde errichtet. Wir gaben unserer Bericht per Funk an die Zentrale ab. Dann hieß es warten. Drei Tage lang hörten wir nichts von ihnen, dann flog ein Aufklärer über das Tal. Unten im Tal schien das keinen zu stören, sie wußten, daß sie niemand sehen konnte. Dann kam der Befehl das Lager mit C4 zu zerstören.” Sam schnaufte und stand auf. Er setzte sich in den Jeep und winkte Yeremi heran. “Es warten noch ein paar Kollektoren.” Yeremi nickte nur und setzte sich ebenfalls in den Jeep. Während der Fahrt erzählte Sam weiter: “Wir schlichen uns in der nächsten Nacht in das Lager hinein. Die Wachen waren kein Problem. Sie waren nicht aufmerksam. Überall legten wir unsere C4-Zeitbomben und nach einigen Minuten waren wir fertig. Wir waren schon auf dem Rückzug als uns jemand sah. Dann brach die Hölle los. Ein Kampfbuggy stand oben über dem Tal. Genau dort wollten wir uns zurück ziehen. Der Kampfbuggy war uns vorher nicht aufgefallen. Nun mussten wir uns durch das Lager kämpfen. Wir konnten also unsere Ladungen nicht zünden. Dort sahen wir ihn zum ersten Mal. Einen Kämpfer, ganz in Schwarz. Er erledigte in der ersten Sekunde, da er hinter uns aus einem Zelt trat, gleich einen von uns. Wir waren wie gelähmt. Er bewegte sich geschmeidig und schnell. Er war ein Killer.” Sam stoppte vor dem nächsten Kolletor und warf aus dem Jeep ein Auge auf ihn. Aber er schien perfekt zu laufen, also blieb er sitzen und fuhr fort. “Später nannte man ihn den Skorpion. Aber in diesem Moment hatte er keinen Namen. Er war einfach der schnelle Tod. Wir rannten um unser Leben. Zwei von uns erledigte der Skorpion im Lager. Dann kamen wir in das Tiberiumfeld. Wir wurden von MG Salven
gezwungen uns zu ducken. Mitten in den Feld hinein. Dann versuchten wir aus dem Tal aus zu brechen. Ein paar Nod Soldaten hatten Raketenwerfer und schickten uns nun davon eine Ladung rüber. Mich schleuderte eine Explosion zurück ins Feld. Aber das war mein Glück, auch wenn ich diese Narben vom Tiberium erhielt. Sie zweite Rakete schlug oben bei meinem Trupp ein und erledigte bis auf Zwei alle. Wir drei schafften es raus zu kommen und uns zurück zum Treffpunkt zu schlagen. Ich hatte so starke Verbrennungen, daß ich nicht mehr gehen konnte. Meine Kameraden haben mich mitgeschleppt.” beendete Sam die lange Erzählung um dann nochmals an zu setzen. Er lachte und meinte: “Ich glaube soo genau wolltest du es gar nicht wissen was?” Yeremi grinste darauf nur, sagte aber nichts.
Während sie so weiter fuhren, lenke Sam das Gespräch auf den vergangenen Abend. “Kasian hatte eine Menge seltsamer Dinge in seinem Haus. Aber er war so verdammt gastfreundlich, daß es schon weh tat.” “Ja das stimmt” antwortete Yeremi. “Ich denke wir hätten ihn ein wenig mehr ausquetschen müssen.” “Er ist geschickt ausgewichen” meinte Sam. “Aber das er in Kairo gelebt hat, wußte ich nicht. Dort war ich auch einige Zeit. Bevor NOD kam.” Yeremi bereitete sich innerlich schon auf eine weitere Geschichte vor, aber sie kam nicht. Nur der Motor des Jeeps gab seinen monotones Tuckern von sich. Sam blieb still. So verging der restliche Tag recht schnell und es wurde schnell Nacht.
In Sarajevo wurde Nick erst einmal in ein Hotel gebracht. Es war nett und komfortabel. Nick hatte nicht mit soviel Luxus gerechnet. Aber es hatte den Anschein, daß sich die GDI das Hotel vollkommen gemietet hatte um seine Ausgrabungsteams ein gute Quartier zu bieten. Nick konnte dies nur begrüßen.
Auf allen Gängen standen GDI Wachen. Hohe Tiere waren im Haus, dessen war sich Nick sicher. Überall wurde er schief angesehen. Er hatte keine richtige Uniform, nur eine alte ausrangierte Uniform aus seiner Zeit und diese war nicht gerade sehr aktuell geschnitten. Nick hoffte nur, daß man ihn nicht für einen selten dummen Attentäter hielt, der eine zu alten Uniform als Tarnung benutzte.
Es war inzwischen Abend und kein Konvoi fuhr an diesem Tag noch zur Ausgrabungsstätte, also machte es sich Nick bequem und schaltete den Fernseher ein. Nicht das er verstand was dort geredet wurde, aber er konnte zumindest gut dabei einschlafen.
Blauer Tag
Diesen Morgen wurde Yeremi weitaus freundlicher geweckt. Nur den lauten Brüller, den Sam ihm ins Ohr geschrien hatte, nahm er ihm ein wenig übel. Seine Mutter hatte händeringend versucht Sam zu erklären, daß er nicht hier sei um ihren Sohn zu einem Soldaten zu machen. Aber in dieser Beziehung waren sich Sam und Yeremis Vater zu ähnlich. Nach dem sich Yeremi von diesem morgendlichen Weck-Schock erholt hatte, hatte Sam schon eine Menge Arbeit gefunden. Yeremi fand das inzwischen erstaunlich. Im Grunde gab es nichts, was zur Zeit an der Farm gemacht werden musste. Damit waren sie gestern schon fertig geworden. Sie fuhren zum Dorf um dort einige Ersatzteile zu kaufen. Als sie über den Dorfplatz fahren wollten, mußten sie stoppen. Ein GDI BMT stand dort mitten auf dem Dorfplatz. Eine Menschenmenge drängte sich vor dem BMT. Irgend etwas war offensichtlich im Gange. Kroll, der Bürgermeister versuchte die Menschenmasse zu beruhigen. Er begann zu reden als Sam und Yeremi ausstiegen und sich dem ganzen Rummel näherten. “... ich sagte schon. Die GDI hat es bei einem Aufklärungsflug entdeckt. Wir sind in einer sehr ernsten Lage...” hörten sie Kroll reden. Sam fragte einen der Leute die dabei standen worum es ginge. Der schaute traurig zu Sam. “Blaues Tiberium wurde im Tal gefunden!”
Yeremi war wie erstarrt als er dies mitbekam. Es war schon schlimm genug gewesen, als sie das grüne Tiberium gefunden hatten. Aber nun auch noch Blaues? Keiner hatte das Geld sich die Eindämmung nochmals zu leisten. Höchstens Kasian, aber der war nicht anwesend. Kroll setzte eine Bürgerversammlung am Abend im Wirtshaus an und es kamen tatsächlich alle. Nun fast alle. Der alte Reuters konnte immer noch nicht gehen nach all seinen Verletzungen die er im Sturm erlitten hatte und Kasian war nicht anwesend. Das machte alle noch unruhiger. Für viele stand fest, daß er die letzte Hoffnung für sie war. Doch keine wußte wo er war. Zu Hause meldete sich keiner. Kroll war extra zu ihm gefahren, aber dort hatte keiner geöffnet. So begann die Versammlung also fast mit allen Bewohnern des Tales. Yeremi hörte gar nicht richtig zu. Erst als es direkt um das Tiberium ging hörte er genauer hin. “.... Es ist an einem extrem steilen Berghang. Im Grunde kann dort kein Fahrzeug hin. Ich habe versucht mit einem GDI Soldaten dort hin zu gelangen. Wir kamen nicht ganz herran, aber ich sage Euch, daß will man auch nicht. Das Feld ist noch recht frisch, aber man kann zusehen wie es wächst. Der Soldat meinte es wäre erst einige Tage alt” berichtete Kroll. “Aber warum wächst es denn so schnell?” fragte einer der Dorfbewohner. “Das liegt an diesem Kristall. Ja ein Tiberium Kristall. Ein verdammt Großer. Er scheint wie eine besondere Wurzel zu fungieren. Das Ding ist so etwa eine Meter hoch und einen halben Meter breit. Dieses Teufelsding läßt das Tiberium so schnell wuchern” antwortete Kroll. “Dann haben wir also keine Chance oder?” fragte ein anderer Bewohner. “Ich denke wir sollten das Angebot der GDI annehmen. Sie evakuieren die Leute nach Norden, die ihnen ihr Land überlassen. Sie wollen sehen wie sich das blaue Tiberium ausbreitet. Dagegen tun kann man nichts, aber sie wollen wissen wie der blaue Kristall funktioniert. Ihre Wissenschaftler sind schon auf dem Weg.” Nun brach ein großer Tumult aus, den selbst Kroll nicht beenden konnte. Fürsprecher für die Evakuierung gegen Heimatverbundene. Dies zog sich den Rest des Abends hin, aber nur wenige entschieden sich endgültig. Ein kleiner Konvoi brachte drei Familien die nahe dem neuen Feld wohnten zum Flughafen. Sie hatten sich entschieden zu gehen und in die Städte im hohen Norden zu ziehen.
Es war ein grauer Morgen. Das Wetter war Nick nicht freundlich gesonnen. Ein Nieselregen ging nieder als er von einem Leutnant Kricov abgeholt wurde. Kricov führte ihn zu einem anderen Aufzug der direkt in das Parkhaus unter dem Hotel führte. Dort unten stand der obligatorische Wüstenjäger zur Abfahrt bereit. Die GDI produzierte diesen Typ Jeeps im Grunde schon lange nicht mehr, aber seit den Tagen des Tiberiumkrieges waren die Jeeps die erste Wahl geblieben um höher gestellte Offiziere von einem Ort zum anderen zu bringen. Vor allem die robuste Bauweise des Wüstenjägers 4WD hatte ihm seinen guten Ruf eingebracht. Angeblich fuhr der Wüstenjäger selbst dann noch wenn er im Grunde schon reif für den Schrott war.
Der Leutnant lenkte den Jeep durch die Straßen von Sarajevo und versuchte durch den morgendlichen Stau zu gelangen. Nick schaute sich um und erkannte das eine oder andere Gebäude wieder. Sarajevo hatte sich natürlich inzwischen total verändert. Die Spuren des Krieges waren längst getilgt worden, obwohl nach dem Ende des Krieges, Sarajevo eine einzige Trümmerstadt war. Als Nick so seinen Gedanken nach hing, gelangten sie auf eine Ausfallstraße. Schon bald nach dem sie eine Abfahrt genommen hatten, kamen sie an ein Wachhäuschen. Zwei Panzer flankierten die Durchfahrt mit seinem rot-weißen Schlagbaum. Als sich der Jeep näherte trat ein Wachmann vor den Schlagbaum. Er hatte eine Maschinenpistole in der einen Hand und hob die andere um den Jeep zu stoppen. Angesichts dieser Bewachung war sich Nick sicher, daß Leutnant Kricov anhalten würde. Es war also immer noch alles ein Sperrgebiet. Das Areal um den Tempel von NOD schien besser bewacht als das UN-Hauptgebäude. In gewisser Weise hatte Nick erwartet, daß irgendwann eine Firma einen Park oder ein Museum daraus machen würde. Aber es schien, als ob die GDI nach all den Jahren immer noch Interesse an den Ruinen hatte. Als Nick das letzte Mal an dem Tempel vorbei gefahren war, da hatte er noch vom Einschlag des Ionenwerfers gedampft. Die Raketen hatten ihr übriges getan, doch nun sah er ihn wieder und er war gespannt, ob er in die Ruinen hinein durfte.
Kricov hielt dem Wachmann einen Ausweis hin. Der Wachmann nickte und drückte einen Knopf. Der altmodische Schlagbaum hob sich und sie konnten passieren. Sie mußten noch einige Kilometer fahren, bevor sie überhaupt etwas erkennen konnten. In der Ferne ragten zwei Kräne in den Himmel. Als sie näher kamen, sah man, daß vom Tempel wenig übrig geblieben war. Zumindest oberirdisch. Das Hauptschiff und der Turm des Tempels waren nur noch Gerippe aus Stahlträgern. Die flachen Seitenschiffe und die Stahlbögen, die das Gebäude malerisch zur Seite abstützen, schienen komplett in Takt zu sein. Die Kräne waren so postiert, daß sie Stahlträger und Schuttmassen aus dem Hauptschiff heraus ziehen konnten. Aber Nick konnte nichts genaues erkennen.
Der Leutnant stoppte den Wagen vor einem Fertighaus. Eindeutig ein Plattenbau. Einige Leute traten heraus. Sie waren in weiße Kittel gekleidet und waren wohl Wissenschaftler oder so etwas in die Richtung. Nick murmelte: “Oh toll. Die Weißkittel sind bestimmt meine neuen Kollegen.” Das Grinsen von Kricov bestätigte ihm das.
“Sie sind also Commander Nick Cavallo. Freut mich sie kennen zu lernen” begrüßte einer der Weißkittel ihn. “Mein Name ist Grehn, Hans Grehn. Ich leite das Projekt hier” stellte er sich vor. “Meine beiden Kollegen hier werden sie in ihre Aufgaben einweisen. Tut mir leid, aber ich muß gleich wieder weg. Wir haben ein Problem mit einigen mutierten Tieren in der Sperrzone.” Mit diesen Worten lief er zum Jeep und lies sich von Kricov weg fahren. Nick richtete seine Blicke auf seine neuen Kollegen. Beide waren groß und hager. Man konnte sie kaum unterscheiden, als wären sie Brüder. Nick hoffte, daß dies keine Auswirkung der Arbeit hier war und grinste die Beiden an. Der Eine hieß Lazaridis. Einen Vornamen schien er nicht zu besitzen. Zumindest wurde er von seinem Kollegen nur Lazaridis genannt. Der Andere hieß Joseph Carter. Er war etwas freundlicher als Lazaridis, der kaum ein Wort mit Nick gewechselt hatte und gleich wieder an die Arbeit gegangen war.
Carter war es dann auch, der Nick ein wenig durch die Anlage führte. “.. und dort sehen sie die Büros. Wir haben sie mit aller Technik ausgestattet, die nötig ist um den Tempel zu analysieren. Wir gehen da mal hin, dort liegen die Fragmente des Mosaiks, bei dem sie uns helfen sollen. Ich bin wirklich froh, daß wir sie ausfindig machen konnte. Es hat Monate gedauert sie zu finden.”
Nick schwieg und folgte dem Wissenschaftler. Er hatte gehofft in den Tempel zu dürfen. Im Grunde hatte er sich das verdient, aber nun würde er in ein Büro gehen. Wirklich interessant. Mit diesen Gedanken betrat er den Plattenbau und folgte Carter. Der Wissenschaftler bog in einen langen Gang ein, der in hübschen Grau gehalten war. An einer Stahltür blieb er stehen und schaute in einen Sensor in Augenhöhe. Wahrscheinlich ein Irisscanner. Irgendwo in der Tür hörte man ein klicken und dann einen Ton der eine Bestätigung zu sein schien. Die Tür öffnete sich mit einem Zischen, nur um den Blick auf eine weitere freizugeben. Doch zwischen den beiden Türen befand sich ein kleiner Raum. Durch die Glasscheiben die den Raum einrahmten konnte man ein Labor erkennen. Die Lampen im Labor leuchteten nur matt. Gerätschaften standen auf vielen Tischen verteilt. Ein waschechtes Labor eben.
Die innere Tür öffnete sich nicht sofort. “Eine reine Sicherheitsmaßnahme” sagte Carter. “Sie werden gescannt um sicher zu gehen, daß sie keine lebende Bombe sind. Wir wollen doch nicht unsere wertvollen Ausgrabungsstücke an einen Terroristen verlieren” erklärte er mit einem breiten Grinsen. Nick fühlte sich unwohl, bei dem Gedanken durchleuchtet zu werden. Plötzlich ertönte eine weibliche Stimme: “Scann beendet. Kein Gefahrenpotenzial.” Nick vermutete daß es sich hierbei um ein Modul des Gefechtscomputers EVA handelte. Nun öffnete sich die Tür und durch das Zischen hob im Inneren jemand den Kopf hinter einer der Gerätschaften. Es war Lazaridis, der dort werkelte. “Ah schön. Sie kommen gerade recht. Schauen sie, ich habe zwei der Splitter des Mosaiks zusammen setzen könne. Aber es fehlen uns eben jegliche Bilder des Originals.”
Nick grinste und hob den Finger zum Kopf. “Das Original ist hier drin!”
Yeremi und Sam waren zur Farm zurück gekehrt. Es war Zeit zum Abendessen, aber keinem war im Grunde danach etwas zu essen. Noch zwei Familien aus dem Dorf hatten sich zur Evakuierung gemeldet. Yeremis Mutter hatte sich geweigert zu gehen. Sie wollte zuerst mit ihrem Mann darüber reden, aber ein großer Ionensturm fegte gerade über einige Kommunikationszentralen und legten so große Teile des GDI Nachrichtennetzes lahm. Sie konnte ihn nicht erreichen, auf keinem Kanal.
Es war eine gespannte Stimmung im Haus. Keiner konnte schlafen. Selbst Sam war unruhig. Das wurde nur noch schlimmer als gegen Mitternacht ein lautes Jaulen durch das Tal ging. Gefolgt vom Röhren einiger Hirsche. Aber das hörte sich nicht nach der Brunftzeit an, für die es eh noch viel zu früh war. Sam ging nach draußen, konnte aber nicht erfahren woher es kam. Erst am nächsten Morgen erfuhren sie im Dorf was geschehen war. Eine kleine Herde Rehe aus dem Wald war offensichtlich von einem GDI Fahrzeug aufgeschreckt worden und in das Feld gelaufen. Das Tiberium hatte sie sofort vergiftet und sie starben noch im Feld. Sie hatten nicht die Möglichkeit zu flüchten oder aus dem Feld zu kommen. Schlimmer noch als das, war aber das Gerücht, daß nicht alle Rehe im Tiberium gestorben seien. Einige sollen sich verändert haben. Einer der Dorfbewohner wollte gesehen haben, wie zwei Rehe zu einem Klumpen Fleisch schmolzen und weiter lebten. Einer der GDI Soldaten gab eine Meldung bei Kroll ab. Die GDI hatte einen Kommandostand auf dem Dorfplatz eingerichtet. Inzwischen waren zwei BMTs mit Soldaten eingetroffen. Ein Helikopter evakuierte die beiden Familien die sich gestern gemeldet hatten. So einen Trubel hatte das Dorf noch nie gesehen, dachte Yeremi. Man konnte kaum glauben, daß das gesamte Tal vor seinem Untergang stand.
Nick, Carter und Lazaridis hatten die ganze Nacht gearbeitet. Mit der Hilfe von Nick hatten sie das Mosaik fast zur Hälfte rekonstruieren können. Nun hatten sie sich in eine Ecke zurück gezogen. Dort waren vier Feldbetten aufgestellt. Es war erstaunlich für Nick. Hier ging es genau so spartanisch zu wie in einem Feldlager. Dabei umgab ihn Technik im Wert von Millionen Credits.
Sie schliefen nur ein paar Stunden, bevor sie geweckt wurden. Das laute Zischen der Türe lies sie erwachen. Zwei Soldaten trugen eine schwere Kiste in den Raum. Sie ächzten laut als sie die Kiste auf den Boden nieder ließen. Dann kam Grehn durch die Tür und ging auf die drei müden Gestalten auf ihren Feldbetten zu. “Nun? Haben sie etwas?” fragte er in die Runde. “Uhg” brachte Carter nur heraus. Grehn richtete seinen Blick auf Nick doch der rieb sich nur die Augen, also blickte Grehn zu dem letzten der Drei um doch noch eine Antwort zu erhalten. Lazaridis schien plötzlich hellwach und begann sofort mit einem kleinen Bericht.
“Es ist erstaunlich. Commander Cavallo erinnert sich noch an viele Details. Wir haben einen großen Teil der Tafel zusammen setzen könne. Schauen sie hier...” berichtete er und sprang vollends auf um zu einem Tisch zu laufen. Dort zog er ein Tuch von einem Kasten und deutete darauf. “.. es fehlen auf einer Seite nur noch einige Fragmente. Leider wurden auch einige Teile des Mosaiks von Splittern zerstört.” “Oh ich sehe, sie haben große Fortschritte gemacht. Das ist wirklich ein Erfolg. Aber das ist auch gut so. Wir haben etwas neues für sie.” sagte Grehn. Nun waren alle auf den Beinen und starrten auf die Kiste. “Was ist da drin” fragte Carter. “Gestern hat ein Team versucht tiefer in einen der Tunnel vor zu dringen, der neben dem Eingang liegt. Dabei stießen sie auf eine Steintafel.” Die beiden Soldaten begann die Kiste zu öffnen und einiges an Verpackungsmaterial zu entfernen. Es kam eine schwarze Steintafel zum Vorschein. “Und?” fragte Lazaridis. “Ja ich weiß was sie sagen wollen. Es sieht aus wie eine einfache Platte aus Marmor.” antwortete Grehn. “Aber schauen sie es sich an, wenn sie es schräg ins Licht halten” sagte er und schaltete eine Tischlampe ein. Matt erschienen einige Symbole auf der Tafel. “Unglaublich” keuchte Carter. Auch den anderen Anwesenden stand der Mund offen. Nur Nick runzelte die Stirn und murmelte “Das kenn‘ ich doch.”
Alle Blicke richteten sich auf ihn und Nick schaute verlegen in die Runde. “Wie meinen sie das?” stieß Grehn hervor. “Nun erst einmal sollten sie die Tafel unter rotes Licht legen. Sie werden überrascht sein” begann Nick. Die Soldaten hoben die Platte auf einen anderen Tisch und Carter schaltete eine andere Lampe an.. Plötzlich leuchtete die Tafel nicht mehr matt. Die Symbole leuchteten auf dem schwarzen Grund in einem blutigen Rot. “Unfassbar” keuchte Grehn und sah Nick an. “Also, was wissen sie noch?”
“Ich habe die selben Schriftzeichen in einem Haus in meinem Dorf gesehen. Ein Kunstliebhaber hatte dort so eine Steintafel” berichtete Nick knapp. Carter schaute verstört und auch die anderen Wissenschaftler schauten irgendwie seltsam. “Äh tut mir leid, aber das halte ich für nicht möglich. Dies ist die Schrift von NOD. Nur NOD Anhänger besitzen solche Tafeln und nur sehr hoch gestellte Personen. Sie sind sehr selten und ich kann mir keinen Sammler vorstellen, der an so etwas kommen könnte” sagte Carter.
Nick stand wie erstarrt da und starrte die Tafel an. “Heißt das, ich habe vor einigen Tage mit einem NOD Anhänger zu Abend gegessen?” fragte Nick gepresst. “Es sieht so aus Cavallo.” antworte Grehn.
Es war noch nicht einmal 10 Uhr, da hatte Grehn mittels einer Spezialleitung ein Sonderkommando alarmiert. Dies Spezialleitung funktionierte selbst wenn ein Ionensturm wütete. Und dies war derzeit der Fall. Das Kommando erhielt die Befehle nicht von Grehn, aber er gab ihnen wichtige Detailinformationen die er von Nick erhalten hatte. Noch an diesem Tag sollten sie ausrücken und das Gelände stürmen. Man wollte diesen offensichtlich hochrangigen NOD Anhänger lebend, aber trotzdem schien eine halbe Armee anzurücken. Jedenfalls hörte es sich so an als Nick im Hintergrund dem Gespräch folgte.
Sturmangriff
Es war inzwischen Abend geworden und im Tal war immer noch hektisches Treiben. Eine weitere Familie ließ sich aus dem Tal bringen, nachdem ihre Kuhherde im Stall von einem mutierten Wesen angriffen wurden. Einer der GDI Soldaten nannte das Wesen einen “Visceroiden” und bezeichnete es als äußerst aggressiv. Yeremi war zusammen mit Sam an die Stelle gefahren an der das Tiberiumfeld wuchern sollte, aber sie wurden schon hunderte Meter vorher gestoppt. Einige GDI Soldaten verlegten gerade ihren Beobachtungsposten nach hinten. Das Feld mußte enorm gewachsen sein, denn sogar von hier aus sah man blaue Kristalle in der Abendsonne glänzen. Der gesamte Hang schien inzwischen von den Kristallen überwuchert und das Feld hatte den Waldrand erreicht. Sam hörte man nur laut fluchen, dann drehte er den Wagen und fuhr ins Dorf zurück. Dort geschah etwas seltsames. Noch mehr GDI Truppen waren eingetroffen, aber es kreisten auch zwei Jagt-Orcas über dem Tal. Zwei Truppentransporter neue Bauweise rauschten durch das Dorf in Richtung Kasians Haus. Als Sam das sah, gab er Gas und hängte sich an die Fahrzeuge. Die Straßensperre konnte ihn nicht aufhalten. “Sieh dir das an Yeremi. Die Wappen da auf den BMTs. Die Hell Fist. Meine alte Einheit” rief Sam über den Motorenlärm. “Was wollen die denn hier? Das ist doch eine Spezialeinheiten” rief Yeremi. “Was glaubst du, warum ich hinter her fahre. Ich will wissen was die bei Kasian wollen. Vielleicht hattest du doch recht mit deinem Mißtrauen, Yeremi”
Yeremi schaute nachdenklich. Im Grunde war er nicht mißtrauisch gewesen. Er hatte nur dieses komische Treffen im Garten von Kasian beobachtet und hatte dies erzählt. Sollte er mißtrauisch sein? Er wußte es nicht, aber das laute Rumpeln der BMTs riss in schnell wieder aus seinen Gedanken. Sie waren bereits vor dem weißen Haus angekommen und die BMTs stoppten abrupt. Eine Sekunde später flogen die Türen der BMTs auf und jeweils fünf Soldaten stürmten heraus. Einer der Soldaten sprang mit gehobenen M16 Mk II Impulsgewehr auf den Jeep zu, der den BMTs gefolgt war. Die anderen Soldaten begannen wie in einem eingespielten Tanz in Richtung des Hauses vor zu rücken. Einen Moment später lag das Tor hinter ihnen. Sie waren bereits nach 30 Sekunden auf dem Gelände. Dann begannen Schüsse zu fallen. Das Fensterglas des Arbeitszimmers splitterte und jemand entließ einen Feuerstoß nach unten in den Garten. Von unten antworteten einzelne Salven und hämmerten in das Fenster hinein. Während ein Teil der Soldaten vorrückten, gaben ihnen andere Feuerschutz. Die Statuen im Garten dienten dabei als Deckung. Irgendwann verstummte das Maschinengewehrfeuer aus dem Fenster. Einer der Soldaten warf eine Handgranate nach oben. Die aerodynamischen Handgranaten flog in einer sanften Kurve in das Fenster und detonierte dann. Eine schwarze Rauchwolke quoll aus dem Fenster und ein Regen aus rauchenden Splittern bedeckte den Garten.
Der Soldat, der Sam und Yeremi in Schach gehalten hatte, wurde von einem Trupp nachrückender Kameraden abgelöst, die als Verstärkung den Rückzug sichern sollten. Der Jeep versperrte natürlich den Weg für einen eventuellen Rückzug. Sie holten Sam und Yeremi aus dem Wagen und warfen sie auf den Boden, nur um sie gleich wieder auf die Beine zu holen und zu einem der BMTs zu schleifen. Yeremi fand das gar nicht so schlecht. Von dort aus konnte er die Soldaten wieder sehen. Sie brachten gerade eine C4 Ladung an der Türe an. Mit einem lauten Krachen explodierte die Türe dann und brach nach innen aus dem Rahmen. Wieder hämmerten Schüsse. Sie kamen aus der Eingangshalle. Dann hörte man jemanden Schreien und die Soldaten rückten in das Haus vor und damit aus dem Blickfeld von Yermi.
Sie waren Gefangene. Sam und Yeremi waren als Verdächtige in ein Gefängnis gekommen. Sie waren allerdings nicht getrennt worden. Sie waren noch nicht lange in der dunklen Zelle, da öffnete sich die Tür. Ein Leutnant kam herein. “Es tut mir furchtbar leid. Wir haben erst jetzt erfahren wer sie sind. Mister Cooper, es ist mir eine Ehre sie kennen zu lernen. Auch wenn es sehr widrige Umstände sind.”
Mit diesen Worten kam er auf Sam zu und schüttelte ihm die Hand. “In unserer Einheit sind sie eine Legende.” sagte er strahlend. Sam brummte nur etwas vor sich hin, was wie eine Begrüßung klang. Es dauerte nicht lange, da fuhren sie wieder zurück in das Tal. Nicht ohne von dem eifrigen Leutnant so ziemlich alles erzählt bekommen zu haben, was bei diesem Einsatz geschehen war. Die Hell Fist Einheit hatte das Haus nach Plan gestürmt. Es sollte sich nur ein NOD Anhänger im Haus aufhalten. Also keine große Gefahr. Aber es kam schon im Garten zum Feuergefecht. Der Schütze aus dem oberen Fenster hatte sich in das Treppenhaus zurück gezogen und war so der Granate entgangen. Er hatte versucht in der Eingangshalle die Truppe zu erwischen, aber die Hell Fist zielten besser. Nach der Beschreibung des Mannes handelte es sich um den Butler von Kasian. Ansonsten war angeblich keiner im Haus. Der Gesuchte, Kasian, war scheinbar schon geflohen. Sie hatten das gesamte Haus abgesucht, aber keinerlei Material gefunden, das auf NOD schließen lies. Erst ein Taschencomputer im Arbeitszimmer verriet mehr. Darin war eine Statistik über blaues Tiberium aufgeführt. Wachstum, Ausbreitung und Mutationsgrad. Das Dokument trug eine digitale Signatur, die auf eine NOD nahe Terrorgruppe hin wies, die in Deutschland aktiv war.
Yeremi schien wie gelähmt. Kasian war laut dem Leutnant ein NOD Anhänger gewesen. Der Leutnant hatte erzählt wie sie die Informationen erhalten hatten. Es wäre ein Tipp aus Sarajevo gekommen. Sam und Yeremi wußten sofort wer diesen Tipp gegeben hatte. Sie wußten nur nicht wie Yeremis Vater darauf kam, daß Kasian ein NOD Anhänger war. Das hatte ihnen der Leutnant nicht verraten wollen.
Sie machten die Nacht über in einer Kaserne Rast. Die Fahrt zurück dauerte länger als erwartet. Eine Herde Tiberium Teufel versperrte eine Straße. Sie sahen das Gebiet offensichtlich als ihr Revier an und dies hatten eine Autos zu spüren bekommen. Bis das Militär das Gebiet frei geräumt hatte, war die Straße gesperrt. Sie waren daher zu einem Aufenthalt gezwungen. Yeremi rief seine Mutter an um ihr zu erzählen was passiert war und um sie zu beruhigen. Sie hatte sie große Sorgen gemacht, das wußte Yeremi. Von seiner Mutter hörte er dann auch Neues aus dem Tal. Das Tiberium hatte inzwischen einen großen Teil des Berges überwuchert. Es wuchs noch schneller, da einige Bäume im Wald mutiert waren und nun Tiberiumsporen ausspien. Viele Tiere im Wald waren mutiert und selbst die GDI hatte sich ins Dorf zurück gezogen. Sie hatten zwei Soldaten zum Schutz der Farm abgestellt, da Yeremis Mutter nicht die Farm verlassen wollte.
Sie brachen gleich am nächsten Morgen auf. Als sie die Straße entlang fuhren, die gestern gesperrt gewesen war, sahen sie an beiden Straßenrändern Autowracks. Eine ganze Anzahl dieser Autos mußte von gestern stammen. Viele von ihnen waren ausgebrannt oder mit Tiberiumkristallen gespickt, die von den Tiberium Teufeln verschossen worden waren. Das ganze Gebiet um die Straße war verseucht von Tiberiumfeldern. In der Morgensonnen sahen sie viele mutierte Bäume die Tiberiumsporen in die Luft spien. Diese kleinen Wolken ließen die Straße wie einen grünen Tunnel erscheinen. Das Licht brach sich in den kleinen Kristallen in der Luft und lies die Luft leicht flirren. Yeremi schaute in das Feld und sah einen einsamen Tiberium Teufel hinter einem Stein weg tauchen. Gestern musste eine ganze Herde hier gewesen sein. Die GDI war mit Titanen angerückt um sie zu vertreiben, aber es sah so aus, als wäre der Erfolg nur von kurzer Dauer. Nach einer Stunde fuhren sie an der größeren Stadt nahe dem Tal vorbei. Auch hier schien Aufbruchstimmung zu herrschen. Transporthelikopter hoben ab und brachten Flüchtlinge in nördliche Regionen. Für Yeremi schien eine Welt zusammen zu brechen. Die Region war so friedlich gewesen und nun schien die Apokalypse ausgebrochen zu sein. Überall flohen die Menschen vor dem Tiberium und niemand konnte etwas tun. Yeremi fühlte sich schlecht und in diesem Moment vermisste er seinen Vater sehr.
“Commander Cavallo!” rief jemand vom zerfallenen Eingangstor des Tempels und Nick drehte sich in diese Richtung. Grehn stand neben der Person die ihn gerufen hatte, aber Nick kannte sie nicht. Grehn winkte ihm und bedeutete ihm zu ihnen zu kommen. Inzwischen hatten sie die Tafel komplett zusammen gesetzt. Das Mosaik stellte eine biblische Szene dar. Jedenfalls behauptete Grehn das. Carter hielt es für eine Vor-Christliche Darstellung, wobei das Mosaik natürlich eine Nachbildung war.
Bei der Schrifttafel mit den Symbolen und Runen dagegen kamen die Weißkittel überhaupt nicht weiter. Sie fanden keinerlei Verwandtschaft mit anderen Schriften. In keiner Epoche hatte es solche Zeichen gegeben. Carter mutmaßte schließlich es handle sich um einen Code. Einen computergenerierten Code. Grehn dagegen blieb auch hier bei seiner Ansicht es handle sich um etwas Biblisches.
Nick schlenderte also zum Tor des Tempels und schaute den beiden zu. Sie machten sich gerade bereit für einen Gang in die Tunnels unter dem Tempel. “Ich habe gehört, sie möchten mitkommen. Carter sprach davon. Ich denke jetzt haben sie ihre Chance.” Sagte der Unbekannte. “Nun äh ja ich reise heute morgen Abend wieder ab, so wie es aussieht. Das wäre sicherlich ein Erlebnis” antwortete Nick. “Mein Name ist Sekura. Vladimir Sekura. Ich bin für die Tunnelsicherheit zuständig” stellte sich der unbekannte vor. “Freut mich” sagte Nick und schüttelte seine Hand.
Nach einigen Minuten hatte Sekura einen Overall für Nick organisiert und ihn auch sonst mit allem ausgerüstet, was er im Tempel brauchte. Eine Handtaschenlampe plus eine Lampe auf dem Schutzhelm. Dicke Handschuhe, die vor den vielen Splittern schützen sollten, die es angeblich dort unten geben sollte. Laut Sekura waren die Gänge unter dem Tempel mit viel rotem Glas ausgeschmückt gewesen. Nach weiteren zehn Minuten traten sie in den Tempel in gingen nach rechts. Da das Dach fehlte ragten die Säulen im inneren des Tempels ins Leere, trotzdem wirkte der Bau sehr monumental. Sekura steuerte auf eines der Seitenschiffe zu und stoppte vor einem Schacht. Eine dünne Leiter aus Stahl führte viele Meter nach unten in die Schwärze. Sekura drückte einen Knopf an der Wand und im Tunnel weiter unten flammten Neonröhren auf. “Dieser Eingang ist nicht original. Wir haben ihn in den Boden gegraben, nachdem wir mit Sensoren die Hohlräume da unten entdeckt hatten. Den Zugang haben wir noch nicht gefunden. Es ist eine Menge verschüttet worden.” erklärte Sekura. Nick blickte sich um und erst jetzt sah er im Tempel viele Mulden im Boden die auf Einstürze hin deuteten. Während dessen war Sekura bereits in den Schacht abgestiegen. Nick folgte ihm. Die Führung war langweilig. Sie krochen durch ein paar Gänge und kamen durch Schächte, aber es gab nicht viel zu sehen. Ab und zu ein Nod Symbol auf einer Wand. Viele zerbrochene Glasverzierungen. Doch die Geheimnisse der Bruderschaft waren hier nicht zu sehen. Sekura berichtete, daß er und sein Team die wichtigen Anlagen noch viel tiefer vermuteten. Doch es würde noch einige Jahre dauern bis sie in diese Regionen vorstoßen konnten.
Das weiße Haus
Als sie im Dorf ankamen, waren noch mehr Soldaten anwesend als bei ihrer erzwungenen Abfahrt. Es war inzwischen Mittag und die Sonne stand hoch über dem Tal. Der Dorfplatz war noch staubiger als sonst. Zwei Titaten standen neben der Dorfkirche. Einige Jeeps des alten Typs Wüstenjäger standen vor dem Kommandoposten der GDI. Yeremi sah gerade wie die Reuters mit einigem Hab und Gut in einen BMT einstiegen. Auch die Reuters flohen vor dem Tiberium oder vor den Mutationen.
Ein GDI Soldat hielt den Wagen an und sie wurden gebeten in den Kommandoposten zu kommen. Dort saß ein älterer Soldat hinter einem Klapptisch. Er studierte eine Karte des Tales und schüttelte den Kopf. Yeremi konnte einige rote Punkte erkennen und eine blaue Linie die sich durch ovalförmig auf der einen Seite des Tales abzeichnete. Einer der roten Punkte befand sich genau auf ihrer Farm.
Der Soldat blickte auf und schaute Yeremi mit traurigen Augen an. “Junge. Ich habe leider eine sehr schlechte Nachricht für dich.” Es dauerte Stunden bis Yeremi überhaupt im Stande war zu realisieren, was der Soldat gesagt hatte. Während ihrer Abwesenheit hatten Tiberium Teufel die Farm angegriffen. Die zwei Soldaten konnten nicht viel ausrichten. Die gesamte Farm war verwüstet. Als Yeremi nach seiner Mutter fragte, schüttelte der Soldat nur den Kopf.
Sam und Yeremi wurden in das Haus von Kasian gebracht. Das Haus wurde inzwischen von der GDI als Nachtlager genutzt. Alle Bewohner der äußeren Gehöfte wurden hier unter gebracht. Es waren gut und gerne zwanzig Leute im Haus verteilt. Einige GDI Soldaten kümmerten sich um die Leute oder bewachten das Areal. Man hatte ihnen gesagt, das sie auf jeden Fall aus dem Tal weg müsste. Es gäbe keine Wahl. Alle würde evakuiert werden. In den Morgenstunden würden drei Transporthelikopter erwartet um die Leute zu evakuieren.
Es war ein groteskes Bild. Das weiße Haus, welches so edel in der Abendsonne strahlte war nun ein Auffanglager für Flüchtlinge geworden. Das Haus hatte trotz all der Einschlaglöcher durch das Feuergefecht seine Würde behalten und strahlte immer noch den Ganz des Reichtums aus.
Aber in den Räumen, waren Matratzen und Feldbetten aufgestellt. Kinder weinten. Plastiksäcke mit Kleidung standen herum. Das wenige was die Flüchtlinge zusammen gepackt hatten. Einige der Flüchtlinge saßen an dem lange Tisch, an dem Yeremi noch vor ein paar Tage zu Abend gegessen hatte. Sie berieten wie es wohl nun weiter gehen sollte. Auch Kroll war gekommen um sich die Probleme der Leute an zu hören. Er würde nicht mehr lange Bürgermeister sein, aber er nahm seine Pflicht jetzt noch ernster. So brach in dem Haus die Nacht herein und alle versuchten zu schlafen. Doch es gelang den Meisten nicht. Draußen im Wald hörten sie das Brüllen eines Tiberium Teufels, der sein Revier absteckte.
Mitten in der Nacht wachte Yeremi aus seinem unruhigen Schlaf auf. Im Garten hörte er ein lautes Grollen. Ein ähnliches Geräusch hatte er schon einmal gehört. Er erinnerte sich nicht sofort daran woher er es kannte und bevor er darauf kam, begannen vor der Türe Schüsse zu fallen. Andere MG Salven antworteten. Einige der Flüchtlinge waren bereits aufgesprungen als plötzlich ein GDI Soldat in das Zimmer taumelte. Seine Uniform war rot von seinem Blut. Er war kaum durch die Türe gekommen, da brach er zusammen. Sam sprang zu ihm, konnte aber offensichtlich nichts mehr für ihn tun. Yeremi lief in die Eingangshalle. Er wollte sehen was da geschah. Langsam schlich er sich an ein Fenster heran und lugte nach draußen. Aber er konnte dort nur ein paar Schatten vorbei huschen sehen. Es war stockdunkel im Garten und Yeremi konnte nichts genaues erkennen. Plötzlich hörte er ein lautes Knirschen hinter sich und fuhr herum. Die große Statue die in der Eingangshalle dominierte schwang zur Seite und aus der Steinplatte die als Sockel für die Statue diente wurde eine Luke. Ein schwarz gekleideter Mann sprang heraus und hielt Yeremi seine Pistole vor die Nase. “Keinen Mucks!” stieß er hervor. Yeremi trat langsam einen Schritt zurück und hob die Hände. Die anderen Flüchtlinge kamen auch in den Raum. Auch sie hatten die Hände gehoben. Bei ihnen befanden sich auch zwei GDI Soldaten. Beide hatten ebenfalls die Hände gehoben. Hinter den Flüchtlingen kamen drei Soldaten in Sicht. Alle tiefschwarz gekleidet und Maschinengewehre im Anschlag.
Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Schacht unter der Statue. “Ah. So, so. Hat die GDI also während meiner Abwesenheit aus meinem schönen Haus ein Lager für Flüchtlinge gemacht. Ich bin erschüttert wie diese Organisation mit dem Schutz von persönlichen Gütern umgeht.” Yeremi wußte bereits wer nun aus dem Schacht klettern würde. Es war Kasian. Er trug die Uniform, die einer Commander Uniform ähnelte. Allerdings war die Uniform tiefschwarz. Einzig ein roter Streifen am Kragen und auf den Schultern durchschnitten die Einheitsfarbe. Ein NOD Emblem prangte auf der rechten Schulter der Uniform. “Ah Yeremi, schön dich zu sehen. Ich dachte mir schon dich hier zu sehen. Wirklich eine Tragödie was auf der Farm geschah. Mein Beileid zu diesem tragischen Verlust.” Hörte Yeremi die schmierige Stimme sagen, die Kasian aufgesetzt hatte, während er sich gänzlich aus dem Schacht zwängte. “Ich war im Grunde nur auf Geschäftsreise und schon wird einem das Haus gestürmt. Ich bin entrüstet” fuhr er fort. Yeremi stieß haßerfüllt eine Beleidigung hervor. “Aber, aber mein Junge. Wo sind denn unsere Manieren geblieben” fragte Kasian künstlich empört. “Sie haben das Tiberium im Tal ausgesetzt. Sie Mörder!” stieß Yeremi aufgewühlt hervor. “Natürlich. Wir verbreiten Kanes Willen.” antwortete Kasian. Damit schien die Unterredung beendet. Kasian ging in sein Arbeitszimmer und kam mit einem Stapel Minidisks wieder zurück. “Ich bin froh, daß die GDI mein Geheimfach nicht entdeckt hat. Das wäre sehr unvorteilhaft gewesen. Das können sie mir glauben” sagte Kasian mit einem Lächeln. “So nun können wir gehen” sagte Kasian. “Sollen die Gefangenen liquidiert werden, Sir?” fragte einer der Soldaten. Kasian drehte sich um und schaute in die Runde. “Hmm ich habe nicht mit Gefangenen gerechnet.” Er schwieg kurz und schaute dann zu Yeremi, bevor er sich an alle wandte. “Sie haben unglaubliches Glück meine Freunde. Danken sie Yeremi. Ich denke mein Sohn würde es mir übel nehmen, wenn ich seinen Freund erschießen würde. Wir werden sie mitnehmen. Ich denke einige von ihnen werden sich gut in den Fabriken machen.” Er schwieg wieder kurz und schaute zu den Kindern. “Und ihre Kinder. Nun sie werden von nun an die Lehren Kanes in sich auf nehmen.” Mit diesen Worten drehte er sich um und stieg in den Schacht.
Epilog
Die Soldaten hatten sie den Schacht herunter getrieben. Dort standen in einem großen Tunnel zwei BMTs. Sie sahen aus wie das Fahrzeug, daß Yeremi schon einmal gesehen hatte. Ein Dritter kam aus dem Tunnel gefahren und stoppte. Sie wurden in die Fahrzeuge getrieben. Nach einigen Stunden fahrt unter Tage erreichten sie ihr Ziel. Als sie ausstiegen standen ihnen die Münder weit offen. Über ihnen tat sich eine riesige Höhle auf. Mehrstöckige Gebäude standen in der Höhle und Rohrleitungen führten in alle Richtungen. Aus allen Himmelsrichtungen endeten Tunnels in der Höhle. Es herrschte reger Betrieb.
“Willkommen in der Zuflucht der Bruderschaft, meine Freunde” rief Kasian und regte die Arme als wollte er die ganze Höhle umarmen.